■ WM-Quali: Afrikas Traum
Marokko, Kamerun und Nigeria: Ein afrikanisches Trio schickt sich an, 1994 in den USA die Fußball-Welt erobern. Marokko (1970 und 1986) und vor allem die „Löwen“ aus Kamerun (1982 und 1986) sind keine Neulinge wie Nigeria, das bei einer WM debütiert.
1990, bei den Titelkämpfen in Italien, spielte sich Fußball-Zwerg Kamerun in die Herzen all jener Fans, die immer jubeln, wenn ein David einem Goliath, in besagtem Falle Argentinien samt des göttlichen Diego Maradona, ein Bein stellt. Der Titelverteidiger verlor vor 75.000 Zuschauern, weil Mittelstürmer François Omam-Biyik in der 66. Spielminute den Ball zum 1:0 ins Netz köpfte. In Jaunde, der Hauptstadt Kameruns, starben seinerzeit neun Menschen im Freudentaumel an Herzversagen. Mit einem 2:1 über Rumänien und einem 0:4 gegen die UdSSR zogen die Afrikaner ins Achtelfinale. Es folgte ein 2:1 über Kolumbien. Ein Name ging um die Welt: Milla, gebürtig Albert Roger Mooh Miller. Mit vier Treffern schoß er sich in die Herzen der Fans. Und die Presse schwelgte: „Afrikas Traum heißt Milla.“ Erst England stoppte Kamerun im Viertelfinale mit einem glücklichen 3:2 in der Verlängerung. Es war der größte Erfolg Afrikas bei einer WM und dieser verhalf dem schwarzen Kontinent für 1994 zum dritten Endrunden- Platz.
Omam-Biyik sorgte auch beim letzten Qualifikationsspiel in Jaunde für Furore. Mit zwei Treffern legte er den Grundstock zum 3:1 (3:1) über Zimbabwe – die WM-Tickets in die USA waren gebucht. Für Brasiliens Fußball-Idol Pelé war Kamerun schon 1990 in Italien der „wahre Weltmeister“. Staatspräsident Biya überlegt nun, ob während der WM die Regierungsgeschäfte ruhen, und er mit dem Team in die USA jettet. Schließlich wurde ihm schon in Italien nachgesagt, er persönlich stelle die Mannschaft auf.
110.000 Zuschauer in Casablanca erlebten den 1:0-Triumph Marokkos über Sambia. Laghrissi erzielte das einzige Tor. Trainer Abdallah lobte den „Mut“ seiner Spieler. Sie hätten dem psycholgischen Druck tapfer standgehalten. Sambia hatte im April bei einem Flugzeugabsturz fast die gesamte Nationalelf verloren. 18 Spieler und ein Betreuer fanden den Tod.
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