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WIR LASSEN SPIELENLonly Hards

■ Spiele für Strafbankkönige und andere Einzelgänger

Die Eishockeysaison hat begonnen. Die rauhen Jungs dürfen sich wieder ihre Schläger um die Ohren oder durchs Gebiß hauen. Manch einer sitzt danach wutentbrannt auf der Strafbank und sinnt auf Rache. Und die Trainer haben nach Ablauf der längsten zwei Minuten der Welt erhebliche Mühe, ihre Pappenheimer vom Eis zu holen, um Schlimmeres zu verhindern. Vielleicht sollten sich die Spieler beim Abbrummen anderen Dingen zuwenden, um sich so zu entspannen und danach beruhigter aufs Eis zurückzukehren. Wie wäre es mit ein paar Solospielchen, die auf der Strafbank ausliegen und vom Team der Strafsünder peu à peu gelöst werden. Das hätte außerdem den Vorteil, daß bei unentschieden die spielerischen Strafbankresultate den Ausschlag geben könnten.

Anfangen sollte man mit Tangram. Auch wenn einige mich schon bei der Grundaufgabe verfluchen werden: aus sieben Teilen ein Quadrat zusammenlegen. Ein Tangram, oder wie es in China heißt das „Sieben-Schlau-Brett“, läßt sich leicht aus einem quadratischen Stück Pappe zurechtschneiden, und die aufzubauenden Formen kann sich jeder selbst vorgeben. Wichtig ist nur, daß bei keiner Figur irgendeins der sieben Teilchen unter die Bank fällt. Man kann sich natürlich auch in einem Spielwarengeschäft ein Tangram aus Holz oder eins mit magnetischen Teilen besorgen. Tangram ist das klassische Solospiel neben „Solitär“, einer Halmavariante für eine Person.

Für etwas zurückhaltendere Menschen, die es lieben, gefunden zu werden, gibt es natürlich auch aufwendigere Spiele. Da wären zum Beispiel die achtzehn rechteckigen Spurensteine, die Dieter Matthes und Silvia Heinz für ganz Schüchterne ausgelegt haben. Nicht Ir(r)gendwie sollen diese Steine auf einer quadratischen Grundfläche plaziert werden, sondern so, daß jede von drei Mäusen auf einer durchgehenden Spur zu ihrem Käse kommt. Vorgegeben sind dabei jeweils die Ausgangspunkte der Mäuse und die Position der Käsestücke. Niemand sollte sich von den niedlichen Mäusen täuschen lassen. Die 56 beiliegenden Aufgaben haben es in sich. Leute, die es immer eilig haben, sollten die Finger davon lassen. Auch Ästheten kommen bei den Spielen von Heinz/Matthes nicht zu kurz. Alle sind aus feingeschliffenem Hartholz gefertigt, teilweise naturbelassen, mit biologischem Naturharzöl gegen Schmutz und Feuchtigkeit behandelt. Mit Recht taucht Ir(r)gendwie in der diesjährigen Auswahlliste zum Kritikerpreises „Spiel des Jahres“ auf.

Wer dieses Spiel zu teuer findet, aber trotzdem nicht auf die geistige Schlangengrube der beiden Tüftler verzichten will, der sollte sich das Glastropfenspiel von Ravensburg anschauen. Sechs verschiedenfarbige Reihen, bestehend aus je einem Kopf und elf Kugeln sind so anzuordnen, daß alle 72 Mulden des Spielbrettes belegt sind und die einzelnen Reihen dabei weder zerstückelt werden noch mehrere Schwänze aufweisen. Oft gibt es nur eine, manchmal zwei und selten mehrere Lösungsmöglichkeiten.

Wem beim Tropfenaneinanderreihen durch die vielen Farben die Augen verschwimmen und wer deshalb Angst bekommt, die Seinen nicht mehr erkennen zu können, dem empfehle ich das dezent in blau gehaltene Mimikry von Heinz Meister. Keine Angst, es geht nicht darum, daß jemand die Farbe des Stuhles annimmt, sollte sich eine Person dem eigenen Platz nähern, sondern es handelt sich um eine „Solitär“-Variante. Auf einem Spielfeld mit sechs mal sechs Feldern werden 33 Muschelsteine verteilt. Jeder Spielfeldreihe ist eine Zahl zugeordnet. Diese bestimmt die Zugweite eines in dieser Reihe plazierten Muschelsteines. Es gilt nun, mit den Muscheln auf freie Felder zu springen und sie danach umzudrehen. Das Spiel ist beendet, wenn alle Muscheln einmal gezogen und umgedreht wurden.

Nichts für Schnüffler, allerdings etwas für Sensible und Tüftler ist Die Faltwunderwelt des Pyramals. „Illuminati“-Fans werden ihre Freude haben. Entdecken sie doch, daß die Pyramide mehr als fünf Seiten hat. Albert Hans Ritzenfeld hat ein in seiner Vielfalt faszinierendes Pappsteckspiel geschaffen. „Das Pyramal“ ist eine kaleidoskopische Pyramide. Durch Hin- und Herklappen der einzelnen Bausteingruppen sind immer wieder neue, scheinbar unendlich viele Figuren mit unterschiedlicher Farbgestaltung möglich. Es gibt Bausteinketten aus Pappe und Skelette aus dünnem Papier, die deckungsgleich gefaltet werden müssen.

Achtung, das Skelett ist ein Geduldsspiel mit dem Material. Vorsichtshalber sind mehrere Skelettbögen vorhanden. Peter Huth

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