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Archiv-Artikel

WESTERWELLE IST BESSER ALS SEIN RUF, ABER ER ÜBERZEUGT NICHT Die FDP bleibt beschränkt

Eine interessante Wendung brachte der Finanzexperte der FDP, Hermann Otto Solms, gestern in die Debatte um den mageren Umfrage-Erfolg seiner Partei. Die miesen Ergebnisse – sechs Prozent – bei Infratest dimap gingen darauf zurück, dass die Bevölkerungszusammensetzung in Urlaubszeiten eine andere sei als sonst. Seit wann machen FDP-Wähler mehr Ferien als SPD- oder CDU-Wähler? Oder wollte Solms vermitteln, dass nur noch FDP-Wähler sich Urlaub leisten können?

Vor allem wollte der FDP-Rechenspezialist Solms vermutlich sagen, dass die aktuellen Umfrageergebnisse von begrenzt langem Interesse sind. Zu Recht: Die Wähler werden sich kurz vor den Wahlen ihren Kopf machen, und dann sind alle sommerlichen Prozentspekulationen hinfällig.

Vollkommen zu Unrecht jedoch behauptete Solms, die aktuelle liberale Baisse habe nichts mit Guido Westerwelle zu tun. In der Tat ergab die jüngste Dimap-Umfrage, dass Liberalen-Wähler den FDP-Parteichef sogar noch kritischer sehen als die sonstigen Wähler. Nun werden etwa Linkspartei-Anhänger schon aus Schadenfreude behaupten, dass die Liberalen mit Westerwelle prima bedient sind. Doch ist die Ablehnung, die Westerwelle aus den eigenen Reihen entgegenschlägt, schon auffällig. Denn er ist ein intelligenter, schlagfertiger Redner, der es an dialektischem Potenzial mit einem Gregor Gysi aufnehmen kann.

Westerwelle gelingt es jedoch nicht, die liberale Botschaft außerhalb des engsten Zahnarzt-Klüngels zu verankern. Anders als etwa Schröder oder Merkel transportiert Westerwelle nicht das zusätzliche Etwas, das auch skeptische Wähler versöhnt. Das ist ein wichtiger Grund, warum die meisten Wahlbürger mit der FDP bloß deren Hauptaussage verbinden: mehr Geld für Privilegierte. Auch Solms, der mit dem Westerwelle’schen Etikett „Spaßpartei“ rein gar nichts zu tun hat, nützt seinen Liberalen daher nicht, wenn er darauf verweist, wie innig ausgerechnet der Unternehmerverband BDI die FDP umarmt. Den Beweis, dass sie den Bestverdienern am besten gefällt, muss die FDP nicht mehr erbringen. ULRIKE WINKELMANN