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Archiv-Artikel

WERBEPAUSE Hai oder Bergwerk?

Morgen haben die Isländer die Wahl: Sie dürfen entscheiden, ob ihre Kinder von einem gigantischen Hai gefressen werden – oder ihre Zukunft als Sklaven in britischen Bergwerken verbringen müssen. Dieser Eindruck jedenfalls drängt sich beim Blick auf die Kampagnen auf, mit der die verschiedenen Lobbygruppen auf der Insel im Nordatlantik für das Referendum trommeln.

Die Frage bei der Volksabstimmung ist, ob Island dem „Dritten Agreement“ zwischen der Inselrepublik, Großbritannien und den Niederlanden zustimmt. Dabei geht es um die „Icesave“-Schulden der Nationalbank Landsbanki. Die hatte Einlagen britischer und holländischer Sparer eingesammelt, ehe sie im Herbst 2008 zusammenbrach – mit einer Rekordsumme von 3,8 Milliarden Euro, für die die Spareinlagen isländischer Bürgerinnen und Bürger garantierten.

Kein Wunder, dass ganz Island seitdem das Thema Icesafe diskutiert. Mittlerweile ist das Wort Synonym für den ganzen Banken-Crash – obwohl die dabei aufgelaufenen Schulden nur einen Bruchteil der isländischen Gesamt-Verbindlichkeiten ausmachen. Icesafe spaltet nicht nur das Parlament und die Medien, sondern fast jede Familie bei fast jedem Abendessen.

Stimmt eine Mehrheit mit Ja, dann muss Island England und Holland bis 2016 knapp zehn Prozent der ursprünglichen Garantiesumme zurückzahlen. Was dagegen passiert, wenn sich die Nein-Position durchsetzt, ist weniger klar. Sicher ist, dass es Jahre dauern würde, bis die alle anstehenden Fragen vor Gericht ausgefochten wäre. Und: Niemand weiß, was Island dann wann wem zu zahlen hätte.

Trotzdem hat das „Nein“ seine eigene Lobby. Deren Anhänger meinen, Island solle einfach erstmal gar nicht zahlen, weil an dem ganzen Schlamassel eigentlich die Briten und Holländer schuld seien. Wie das Ergebnis ausfallen wird ist schwer zu sagen. Die Bevölkerung ist in zwei etwa gleich große Lager gespalten. Sicher ist: Gewinnt das „Nein“, dann wird das Thema Icesafe auch an Ostern die Familienfeiern spalten. ELVA SVERRISDÓTTIR