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Archiv-Artikel

WAS MACHT EIGENTLICH…

Von PST

… die Finanzverwaltung?

Luft ablassen

450 Millionen Euro Ausfall allein in diesem Jahr, insgesamt 1,3 Milliarden bis 2011 – das Land Berlin wird wegen der Krise auf eine Menge Steuergelder verzichten müssen. Nun soll aber keiner erzählen, die Senatsverwaltung für Finanzen wäre sich dieses Problems nicht bewusst. Im Gegenteil, die Behörde ist auf dem neuesten Stand der Dinge und bemüht, ihre eigenen Ausgaben permanent zu optimieren.

Die neuen Haushaltskonsolidierer heißen: Ventilwächter. Sie ersetzen die altbekannte Parkkralle, die bisher Autoreifen blockierte und uneinsichtige Steuersünder an ihre Bürgerpflicht erinnerte. Sie werden einfach an das Ventil des Reifens angeschraubt und mittels eines Schlüssels gesichert. Spätestens nach 200 Metern Fahrt ginge jedem Zahlungsunwilligen im wahrsten Sinne die Luft aus. Setzt der, trotz aller Warnungen, die gut sichtbar an den Türen angebracht werden, sein Gefährt dennoch in Gang, haftet er auch für etwaige Schäden und die Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer.

Das neue Folterinstrument der Steuereintreiber bietet gegenüber dem Vorgängermodell einige unschätzbare Vorteile: Groß wie eine Zigarettenschachtel können gleich ein Dutzend Exemplare bequem in der Handtasche verstaut werden – kein Vergleich zur bis zu 15 Kilo schweren Kralle. Außerdem ist der Reifenkiller preiswerter. Berappte das Finanzamt für jede Parkkralle noch 150 Euro, kostet ein Ventilwächter das Land und seine mit intakter Zahlungsmoral ausgestatteten Bewohner nur 30 Euro. Allerdings müssen gleich zwei Ventile pro Fahrzeug angebracht werden – ansonsten könnte der Fahrer ja einfach das Reserverad montieren. PST  Foto: Archiv