WAS MACHT EIGENTLICH ...der Schrankenwärter? : Abdanken
Krawumm!, knallt die rot-weiße Schranke am Ruhwaldweg in ihre Halterung. Ein Auto wartet, ein Fahrrad vielleicht. Kurze Pause. Dann rumpelt der Regionalexpress nach Rheinsberg übers Gleis, mit Halt in Hennigsdorf, Velten (Mark) und Neuruppin. Die Schienen singen noch ein bisschen. Dann ist er wieder dran: Berlins letzter Schrankenwärter betätigt die Kurbel. Das Auto startet den Motor. Die Radlerin klingelt zum Abschied: Tschüs, Mann an der Kurbel! Deine Tage sind gezählt.
Anfang Juli stirbt ein Berufszweig in der Hauptstadt, dann ist es vorbei mit dem Handbetrieb an dem kleinen Charlottenburger Bahnübergang. Auf der Trasse zwischen Jungfernheide und Spandau, über die zurzeit nur eine Hand voll Züge rollen, soll ab 2006 reges Treiben herrschen: Mit der Eröffnung des Nord-Süd-Tunnels rauschen hier die ICEs aus Hamburg und Hannover zum Lehrter Bahnhof und zurück. Die Bahn nutzt die Gunst der Stunde und rationalisiert den fünfköpfigen Kurbel-Trupp vom Ruhwaldweg sozialverträglich weg – und den Übergang gleich mit.
Für die benachbarten Laubenpieper wird das unfreiwillige Trainspotting ohnehin kein Zuckerschlecken. Dass man ihnen nun auch noch den kurzen Weg übers Gleis abschneidet, raubt den Kolonisten endgültig den Schlaf. Aber der Kampf ist schon verloren: Eine Klage des Charlottenburger Bezirksamts hat das Bundesverwaltungsgericht abgewiesen. So ist das eben: Der Fortschritt kennt kein Pardon. Aber da kommt die Regionalbahn nach Nauen, über Finkenkrug und Brieselang. Mann an der Kurbel, tu deinen Dienst.
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