WAS MACHT EIGENTLICH ...das dänische Kronprinzenpaar?: Märchenhafte Botschafter ernennen

Das bürgerliche Berlin scheint zum Hotspot gekrönter Häupter zu werden: Nach Desirée Nicks Wahl zur „Dschungelkönigin“ und dem Queenbesuch in der letzten Woche folgen heute das dänische Kronprinzenpaar Frederik und Mary. Auf dem Programm stehen ein Besuch im Roten Rathaus und eine Mission in Sachen Hans Christian Andersen. Die Beziehungen unserer beider Staaten sind leider sehr unbelastet, daher fällt es schwer, aus dem Bauch heraus eine Forderung nach Entschuldigung zu finden. Zum Beispiel für die Sklaverei auf Dänisch-Westindien im 18. Jahrhundert? Oder durchaus ein „Undskylt!“ wert wäre der vertragswidrige Anschluss Schleswigs an Dänemark im Jahre 1848. Doch das hat der alte Berliner Haudegen Graf von Wrangel schon zurechtgedengelt – und eigentlich war die deutsche Besetzung Dänemarks im Zweiten Weltkrieg alles andere als korrekt. Schwamm drüber!

Gut, dass das Kronprinzenpaar, beide erst in ihren frühen 30ern, wegen eher literarischer Beziehungen vorbeischauen: Sie wollen morgen sechs deutsche „Hans-Christian-Andersen-Botschafter“ ernennen. Denn Dänemark feiert im kommenden Jahr Andersens 200. Geburtstag. Auserwählt sind dazu so marvellous people wie Nina Hagen, Sandra Maischberger, Hans-Olaf Henkel, die Choreografin Sasha Waltz und Katja Riemann. Dänische Kronprinzen dürfen im Übrigen ebenso wenig angefasst werden wie die Queen, allerdings sind sie nicht so steif – und daher nicht so hipp wie die Engländerin. Kurzum: Dänen sind Könige zum Knuddeln, Hutzeln und Abstellen im Roten Rathaus. AW  FOTO: AP