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Archiv-Artikel

WAS MACHT EIGENTLICH ...Wolfgang Thierse? Den Reichstag verteidigen

Von CLP

Die Stars: Agent Ethan Hunt ist ein ziemlich zäher Bursche. Der Mann von der Impossible Missions Force kaut Sprengstoff-Kaugummi, manövriert alle denkbaren Hochgeschwindigkeitsvehikel und heißt mit bürgerlichem Namen Cruise. Tom Cruise. Wolfgang Thierse hingegen heißt einfach nur Wolfgang Thierse. Der Mann ist Bundestagspräsident, trägt einen ziemlich bekannten Bart und darf, wenn es mal ein wenig lauter wird im deutschen Parlament, die Glocke schwenken. Ein ungleiches Paar.

Der Plot: Hunt, also Cruise, will das zweite Sequel von „Mission: Impossible“ in Babelsberg drehen. Gut für die Region, gut für den Standort Deutschland. Nicht gut: Ein Location-Scout der Produktion hat die Reichstagskuppel als Drehort ausgeguckt. Kein Problem für Cruise, will sagen Hunt – der mogelt sich selbst in Hochsicherheitstrakte der CIA.

Der Showdown: Wolfgang Thierse bleibt ganz cool. Und verweigert die Drehgenehmigung. „Die Würde des Parlaments soll erhalten bleiben“, lässt er mitteilen. Kameras dürften nur in den Reichstag, „wenn die Berichterstattung an einen parlamentarischen Bezug geknüpft ist oder es sich um aktuelle politische Berichterstattung oder politische Bildung handelt“. Dazu fällt auch einem Topspion nichts mehr ein. Abgang Cruise. Cut.

Bleibt nur eine Frage: Welche unmögliche Mission sollte Ethan Hunt denn im Reichstag erfüllen? Das Zuwanderungsgesetz durchpauken? Den Fraktionszwang bei der SPD kippen? Den PDS-Abgeordneten Tische erkämpfen? Wir werden es nie erfahren. CLPFOTO: AP