WAS MACHT EIGENTLICH ... die Staatsbibliothek? : Die weite Welt ausblenden
Die Welt zu Gast in Berlin, für die Staatsbibliothek (Stabi) ist das jetzt Vergangenheit. Vorbei die Zeiten, in denen interessierte Bürgerinnen und Bürger genauso wie Studierende in Lernpausen am Zeitungstisch internationale Diskurse verfolgen konnten, mit Leitartikeln ihren Horizont erweitern oder im überregionalen Feuilleton stöbern: Die Stabi hat die Abonnements aller internationalen und überregionalen Zeitungen gekündigt. Aus Kostengründen, wie eine Sprecherin auf Anfrage bestätigte.
Die Tageszeitungsauslage sei ja ohnehin nur ein Zusatzangebot gewesen, Kernaufgabe sei die Versorgung mit wissenschaftlicher Literatur. Moment! Es sind doch auch etwa 1.000 naturwissenschaftliche Zeitschriften abbestellt worden im vergangenen Jahr? Diese lägen allesamt im „hochpreisigen Bereich“, heißt es dann, und es müsse nun einmal gespart werden. Aha.
Die Zeitungen könnten weiter online in der Stabi gelesen werden, tröstet Generaldirektorin Barbara Schneider-Kempf. Sie verschweigt, dass in der Praxis bereits gelegte Internetanschlüsse an Arbeitsplätzen oft nicht freigeschaltet werden. Das Prinzip der drahtlosen Anschlüsse ist noch gar nicht bis in die Stabi vorgedrungen.
Wer es weiter in schriftlicher Form möchte, soll in die Stadtbüchereien – oder in die Zeitungsabteilung der Stabi, die in einem alten Speicher im Westhafen untergebracht ist. Das Praktische an letzterem Vorschlag: Fährt man vom Potsdamer Platz aus mit der U-Bahn dorthin, schafft man in der Zeit locker eine überregionale Tageszeitung. Samt Leitartikel. PEZ FOTO: AP