…WAS MACHT EIGENTLICH ... die Polizei? : Ausrücken, einrücken, abrücken
Wenn ein Fußballtrainer eine 0:8-Klatsche seiner Mannschaft erklären muss, flüchtet er sich meist in Floskeln à la „Schlecht ins Spiel gefunden“ oder „Schwächen in der Defensive“. Erfrischend klar formuliert war dagegen die Pressemeldung der Polizei, die uns am Wochenende erreichte: „Schlecht vorbereiteter Polizeieinsatz wurde vorzeitig abgebrochen“, heißt es darin.
Zum Anpfiff kam es in der Nacht zum Samstag. Die Polizei folgte einem Tipp des Wirtschaftsamts Mitte. In der Köpenicker Straße befinde sich ein „nicht genehmigter Schankbetrieb“, so die Behörde. Dort befindet sich, dies der Vollständigkeit halber, vor allem ein links-autonomes Kulturzentrum, auch Köpi 137 genannt, das schon öfter Polizeibesuch hatte. Die Frage ist also, ob es tatsächlich nur um eine Kneipenkonzession ging. Dem zuständigen Beamten des Gewerbekommissariats schwante jedenfalls, dass das Zapfhahnabdrehen hier nicht ganz so leicht wie in irgendeinem nicht angemeldeten Mitte-Club geht. Deswegen nahm er eine Hundertschaft als Verstärkung mit.
Kurz nach Mitternacht betraten die Polizisten die Tanzfläche und kontrollierten Ausweise. Alles lief friedlich, deshalb schickte der oberste Zapfhahnabdreher die meisten Kollegen zurück auf die Wache. Die anderen warteten auf den Schlüsseldienst, um die Räume dichtzumachen. In der folgenden Stunde sammelten sich laut Polizei 70 Köpi-Anhänger, laut dem linken Internetportal Indymedia waren es 100. Als die Protestler versuchten, die Absperrung der Beamten zu durchbrechen, kam es zu Rangeleien.
Die Demonstranten schoben einen Müllcontainer und ein Bauzaunelement hinter die Kette, die Polizei schob daraufhin lieber ganz ab. „Der unerfahrene Einsatzleiter beschloss, die Maßnahmen abzubrechen“, schreibt die Behörde und gesteht: „Es sind handwerkliche Fehler gemacht worden.“ Die Gegenseite feiert im Internet ihre „erfolgreiche Soli-Aktion.“
Polizei und Bezirksamt wollen in Gesprächen heute ihre Taktik zur Köpi 137 überdenken. Im Internet stehen Vermutungen, die Beamten wollten in Wirklichkeit die Mobilisierung gegen den G-8-Gipfel im Juni stören, sie hätten beispielsweise Aufkleber mitgenommen. Wie im Fußball gilt wohl auch hier: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. US FOTO: AP