WAS MACHT EIGENTLICH ... die Paris Bar? : Pleite
Es musste ja so kommen. Sechzehn Jahre nach Mauerfall ist in den In-Bezirken östlich des Brandenburger Tors eine Generation herangereift, die Charlottenburg nur vom Hörensagen kennt. Dass das unaufhaltsame Siechtum der City West nun auch die letzten „Szene“-Bastionen infiziert hat, ist logische Folge dieser Entwicklung. Man kennt die Litanei: Schiller Theater tot, Ku’damm-Kinos futsch, Diskos von gestern, Kneipen abgemeldet. Jetzt hat es die Paris Bar und ihre Schwester „Le Bar du Paris Bar“ erwischt. Insolvent. Beide.
Dabei schien sich in den vergangenen Jahren eine Art Zeitblase an der Kantstraße gebildet zu haben. Im Promitreff der beiden Österreicher Michel Würthle und Reinald Nohal prostete sich bei Entrecôte, Austern und Champagner die Crème des Film- und Showbusiness zu, als gäbe es kein Morgen und als sei die Berlinale-Karawane nicht längst zum Potsdamer Platz weitergezogen. Normalsterbliche passierten die Fensterfront von Bar und „Bar du Bar“ mit ehrfurchtsvollen Schauern: Saß da Jack Nicholson? Oder nur Wim Wenders? Otto Sander zu entdecken war eher der Normalfall – er hat einen Stammplatz.
Aber die Zeit bleibt nicht stehen. Immer öfter werden leere Stühle gesichtet. Oder – schlimmer noch – Möchtegernpromis vom Schlage eines Udo Walz. Da hält sich die Trauer dann doch in Grenzen. CLP FOTO: ARCHIV