WAS MACHT EIGENTLICH ... die „Linie 1“? : Südkoreaner begeistern
Wer wissen will, was für schräge und schöne Menschen in Berlin leben, wie viele Verrückte und Verarmte, Elegante und Eloquente es gibt, der muss nur in die U-Bahn steigen. Mit ziemlicher Sicherheit trifft er dort – je nach Stadtviertel – auf ein bunte Mischung von Wirklichkeiten. Das Musical „Linie 1“ nutzt diese Vielfalt: Seit der Uraufführung im Jahr 1986 tuckert ein Mädchen aus der Provinz regelmäßig über die Bühne des Grips Theaters und begegnet dabei ganz unterschiedlichen Großstadtbewohnern. Längst gilt die „Linie 1“ in Berlin als eine Institution.
Nicht nur hier: Auch in Korea ist das Musical der Renner. Nach Informationen des Goethe-Instituts wird am 31. Dezember die südkoreanische „Linie 1“ zum 4.000. Mal am Seouler Hakchon-Theater gezeigt. Nicht die Originalversion: Weil sich die Asiaten wohl weniger für Berliner Punks und Wilmersdorfer Witwen interessieren würden, hat der Liedermacher Min’Gi Kim den Plot auf die gesellschaftlichen Verhältnisse in Seoul übertragen. Die Grundstruktur des Musicals blieb jedoch erhalten: Wieder trifft ein Mädchen in der Hauptstadt auf Menschen aus verschiedenen sozialen Milieus.
Die „Linie 1“-Adaption ist inzwischen das meistgespielte Theaterstück in Südkorea. Der Komponist der deutschen Originalversion hat die Eigenständigkeit der Aufführung längst anerkannt. Er befreite die südkoreanischen Kollegen im Jahr 2000 von Lizenzgebühren. Er habe schon weltweit Aufführungen von „Linie 1“ gesehen, sagte Ludwig. „Aber keine hat mich so berührt wie diese.“ ALL FOTO: SDF