WAS MACHT EIGENTLICH ... der einsame Häftling? : Ins Netz gehen!
Seit langer Zeit gilt die Resozialisierung von Gefangenen als eines der größeren Probleme unserer Gesellschaft. Kaum geht man mal für ein paar Jährchen hinter Gitter – wie verändert sich doch die Welt da draußen: Die Wohnung ist weg, dafür gibt es plötzlich Handys, Automobile, fließend Wasser, StudiVZ!
Ein Berliner Gefangener aus der JVA Tegel fürchtete offenbar die Entfremdung so sehr, dass er im Alleingang dafür sorgte, wieder ein vollwertiges Mitglied unserer digitalen Gesellschaft zu werden. Da es den Häftlingen eigentlich nicht erlaubt ist, im Internet zu surfen, baute sich der gelernte Elektriker kurzerhand selbst einen Computer. Die nötige Hardware klaute er aus einem nicht internetfähigen Standardcomputer, den er für die Dauer eines Fernstudiums in seiner Zelle haben durfte. Den zelleneigenen Fernseher benutzte er als Monitor, eine eingeschmuggelte UMTS-Karte verschaffte ihm den Zugang zum Internet. So einfach war das – und dabei doch so genial, dass selbst ein Justizsprecher neidlos von einer „technischen Glanzleistung“ sprach.
Was der Häftling während seines digitalen Freigangs unternahm, ist leider unbekannt. Die Indizien sprechen für Online-Dating, klagte der Häftling doch: „Ich habe mir das gebaut, weil sich hier keiner um uns kümmert.“ Jetzt wurde der Bastler von einem Mithäftling verpetzt und ging dadurch den Wächtern ins Netz – nachdem er ein halbes Jahr unbehelligt und direkt vor ihren Augen in ebenjenem gesurft hatte. MNK FOTO: AP