WAS MACHT EIGENTLICH ...… der Berliner Mann? : In Badelatschen schlurfen
Der Mann, insbesondere der Berliner, gilt als unfreundliches, rohes, potenziell gewalttätiges Wesen. Dass er nun mitunter im Sommer, Frauenmoden kopierend, mit rasierten Achseln und Waden durch die Stadt stolziert, widerspricht diesem Befund nicht unbedingt – unisex ist halt auf dem Vormarsch, wenn sich sogar fußballdesinteressierte Frauen als enthusiastische WM-Fans outen. Aber jetzt bahnt sich eine Revolution im Geschlechterverhältnis an, die nachhaltiger sein könnte als alle Männergruppen: Der Mann schlurft neuerdings in modischen Flipflops (früher: Badelatschen) durch die Öffentlichkeit – als ob er nie anderes Schuhwerk benutzt hätte.
Keine schicken Lederschuhe, keine bequemen Turnschuhe, keine martialischen Lederstiefel, nicht mal Birkenstocksandalen – bunte Flipflops aus Plaste sind der Sommerrenner. Zum friedlichen Zusammenleben wird diese Mode mehr beitragen als alle Polizisten und Sozialarbeiter zusammen. Denn ein Mann in Badelatschen – und sei es der aggressivste Fan, der benachteiligste Jugendliche aus Neukölln oder Lichtenberg – kann kaum gewaltätig werden: Erstens tut jeder Tritt dem eigenen Fuße weh, zweitens kann der Schläger nach einer Prügelei nicht wegrennen, ohne Gefahr zu laufen, sich die Sohlen an den unzähligen Glasscherben auf den Bürgersteigen aufzuschneiden.
Dem Mann bietet seine selbst gewählte Entwaffnung ebenfalls Vorteile: Sobald er sitzt, kann er die heißgelaufenen Fußsohlen lüften. Oder die Knöchel gleich in die Spree oder einen Springbrunnen halten. Ein Hoch auf alle Badelatschen! ROT FOTO: ARCHIV