WAS MACHT EIGENTLICH ... Ulrich Peltzer? : Preise sammeln
Der Tagesspiegel hat ihn als Retter der politischen Literatur gefeiert, die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung sorgte sich gar, er geriete ins Visier der Bundesanwaltschaft. Als der Berliner Schriftsteller Ulrich Peltzer im Herbst seinen Roman „Teil der Lösung“ vorlegte, waren die Reaktionen erstaunlich. Und die Realität schien die Vorlage geliefert zu haben. Schließlich geht es in dem Roman auch um eine militante Gruppe, die sich radikalisiert und ins Visier der Ermittler gerät.
Das war den Etablierten unter den Literaturkritikern wohl doch zu heiß. Nicht einmal auf die Longlist zur Nominierung des Deutschen Buchpreises sei das Buch gekommen, monierte die Zeit und schrieb den Kollegen Kritikern ins Stammbuch, künftig mutiger zu sein.
Ulrich Peltzer sah das Ganze sportlich. Konnte er auch, sammelt er doch seitdem Preis um Preis ein. Der bisherige Höhepunkt: Am Donnerstag wurde bekannt, dass „Teil der Lösung“ den mit 30.000 Euro dotierten Berliner Literaturpreis bekommt. Begründung: Peltzer erkunde „Spielarten individual-anarchischen Widerstands gegen die Machtlosigkeit des Individuums“ und frage „nach den Möglichkeiten politischen Protests gegen den sich total vernetzenden Überwachungsstaat“. Wow!
Wie gut, dass mit dem Preis auch noch die Poetikprofessur an der Freien Universität verbunden ist. Dahin werden sie also bald alle strömen: Leser, Kritiker – und vielleicht auch die Staatsschützer. So politisch kann Literatur sein. wera Abb.: Amman