WAS MACHT EIGENTLICH ... Norbert Lammert?: Geld zusammenkratzen

Auf so eine Idee muss man erst mal kommen: Da hat die Stadt ein Regierungsviertel, das nicht durch die ästhetische Qualität seiner Gebäude, aber wenigstens durch den freien Raum dazwischen besticht – und pünktlich zur Fußball-WM wird alles zugestellt. Nachdem einer der Fifa-Sponsoren ein Fake-Stadion auf die Reichstagswiese klotzen durfte, zog die Erste Gewalt nach und stellte eine Kopie der Parlamentskuppel vor das Paul-Löbe-Haus. Jetzt muss der Bauherr die Zeche für die „Bundestagsarena“ zahlen: Bei der Eröffnung gestand Bundestagspräsident Norbert Lammert gestern ein, kaum Sponsoren gefunden zu haben. Von den 2,5 Millionen Euro Projektkosten wird der Bundestag über 2 Millionen selbst berappen müssen.

Dabei beherbergt die Kuppelkopie ein „weltweit einzigartiges parlamentarisches Projekt“ (O-Ton Bundestag): WM-Schlachtenbummlern soll en passant ein wenig Politiknachhilfe gegeben werden. Die wissensdurstigen Fans dürfen sich in 550 nach „Fraktionen“ getrennte Sessel fläzen, „wie ein Bundestagsabgeordneter abstimmen“ oder per Video „ergreifende Höhepunkte der deutschen Demokratiegeschichte“ nacherleben.

Allzu viel Begeisterung für den Parlamentarismus traut die Wirtschaft den Fußballfans wohl nicht zu – mehr als 370.000 Euro konnten Lammerts Leute nicht akquirieren. Kein Wunder: Wer steht schon auf einen solchen baulichen wie inhaltlichen Abklatsch? Besser, man hätte das hohe Haus selbst für die staunenden Massen geöffnet. Aber auf so eine Idee muss man erst mal kommen. CLP FOTO: AP