WAS MACHEN EIGENTLICH ...Deutschlands Käfighennen? : Solidarität erfahren
Kaum ist es ein wenig ruhiger um die grassierende Vogelgrippe geworden, wächst schon wieder die Sorglosigkeit im Umgang mit dem Geflügel und seinen Produkten: Erzieherinnen fordern Eltern auf, für Basteleien im Kinderladen Eier auszublasen, Kollegen ordern Nachschlag beim Dessert im tazcafé (Zitronen-Tiramisu!) und Tierschützer fordern die Aufhebung der Käfighaltung für Legehennen. Dazu will sich der Aktionskünstler Benjamin Schmidt morgen nackt in einen Käfig vor den Bundesrat setzen und aus Solidarität mit den Hennen 30 Stunden darin ausharren.
Scherz beiseite: Natürlich hat die grippebedingte Stallpflicht nichts mit der brutalen Haltung von Hühnern in Legebatterien zu tun. Die ist von der ehemaligen grünen Verbaucherschutzministerin Renate Künast völlig zu Recht abgeschafft worden. Genauer: Die Künast’sche Verordnung sieht vor, herkömmliche Legebatterien ab 2007 zu verbieten. Das hintertreiben aber jetzt mehrere Bundesländer, unter anderem das inzwischen christdemokratisch regierte Stammland der Hühnerkäfige und Eierbarone: Niedersachsen.
Am Freitag wird die Käfigverordnung im Bundesrat verhandelt. Aktionskünstler Schmidt hat Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) aufgefordert, sich selbst wenigstens eine Stunde mit ihm in den Käfig zu setzen und dann zu entscheiden, ob er „dem Druck der Geflügelquäler-Lobby nachgeben“ wolle. Bislang hat Wulff kein Interesse signalisiert. Vielleicht hätte man ihn mit Zitronen-Tiramisu locken können: Es war einfach köstlich. CLP AP