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Archiv-Artikel

WARSCHAUER STRASSE Hools gegen Hools

Blutend sackt ein junger Mann zusammen und bleibt liegen

Was tun gegen Langeweile am Samstagabend? Vielleicht eine Hooligangruppierung gegen irgendwas gründen? „Hooligans gegen Dummheit“, die gibt es ja schon. Vielleicht „Hooligans gegen Hooligans“? Motto: „Auf die Fresse gegen Gewalt“. Gibt es anscheinend auch schon, zumindest lacht keiner. Außerdem ist das Hooligankonzept irgendwie ausgelutscht. Montags noch von der Weltrevolution träumen, weil man 4.000 Schläger auf die Straße gebracht hat, und am Donnerstag schon wieder jammern, weil alle gegen einen sind, das ist nicht unser Stil. Wir jammern lieber 24/7.

Also aufgerafft und ab auf die Straßen von Berlin, man kann ja ruhig mal planlos durch die Stadt ziehen, auch ohne ein Hooligan zu sein. Spätibier und so Sachen, Dinge, für die Berlin angeblich berühmt ist. Also ab auf die Warschauer Brücke, da, wo man keine Gästeliste braucht, um rein- bzw. raufzukommen.

Bereits nach wenigen Metern die ersten Probleme mit ortsansässigen Jugendlichen. Kurz darauf eine Gruppe angetrunkener Mädels in rosa Engelskostümen. Nein danke, wir wollen keinen Kräuterschnaps. An der Ecke zur Revaler Straße kriegt ein junger Mann eine Flasche über den Kopf gezogen, blutend sackt er zusammen und bleibt liegen.

Als wir uns um ihn kümmern, erfahren wir, dass sein Freund noch mit einem Messer im Bein auf der Brücke liegt. „Auf die Fresse gegen Gewalt“ scheint daher nötiger denn je zu sein.

Jemand verkauft unglaublich schlechte „Berlin“-Graffiti auf Miniaturleinwänden. Die Punks schreiben auch nur noch „Need money for weed“ auf ihre Schilder, so sparsam, wie es die Times-Square-Bettler in New York es seit Jahren vormachen.

„Hooligans gegen die Warschauer Straße“, das ist definitiv eine lohnende Angelegenheit, die sicherlich auch bald den nötigen Rückhalt in der ortsansässigen Bevölkerung finden wird.

JURI STERNBURG