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Archiv-Artikel

WAHLEN IN PERU: LINKSNATIONALIST MIT LINKSNATIONALIST ÜBERTÖLPELT Diffuses Projekt statt klarer Reformen

Zufriedenheit herrscht in Washington, Alan García wird wieder Staatschef in Peru. Ausgerechnet jener Politiker, der sich in den Achtzigerjahren im Alleingang mit dem Internationalen Währungsfonds anlegte – und dabei den Kürzeren zog –, ausgerechnet der selbst ernannte „Antiimperialist“ von der Revolutionären Amerikanischen Volksallianz hat George W. Bushs regionalen Lieblingsfeind Hugo Chávez zuletzt vorgeführt wie kein Zweiter. Mit großem Geschick verkehrte García die Unterstützung seines linksnationalistischen Rivalen Ollanta Humala durch Chávez in ihr Gegenteil. Wiederholt provozierte er den Venezolaner zu Schimpfkanonaden, die er anschließend genüsslich als Einmischung in die peruanischen Angelegenheiten präsentieren konnte. Den Exmilitär Humala drängte er damit rettungslos in die Defensive.

Alan García ist seinem Gegenspieler in Caracas ebenbürtig, zumindest was rhetorisches Geschick und Selbstverliebtheit betrifft. Anders jedoch als bei Chávez bleibt sein politisches Projekt im Nebulösen. Als selbst erklärter „moderner Linker“ schwebt ihm offenbar eine Rolle als lateinamerikanischer Tony Blair vor. Ein Freihandelsabkommen mit den USA liegt ihm eher am Herzen als Landreformen oder schrittweise Nationalisierungen der Rohstoffvorkommen, wie sie Chávez und in Bolivien Evo Morales in Angriff nehmen.

Anders als der erste Wahlsieg Blairs fällt Garcías Comeback jedoch nicht in die Blütezeit des Turbokapitalismus, im Gegenteil: Die PeruanerInnen haben sich deutlich gegen ein „Weiter so!“ ausgesprochen. Und anders als im neoliberal regierten Chile sind die Institutionen in Peru schwach und diskreditiert. Wie weit nach links sich García tatsächlich begeben muss, um die hohen Erwartungen seiner Stammwähler nicht zu enttäuschen, wird auch vom Geschick Ollanta Humalas abhängen. Der beargwöhnte und diffamierte Emporkömmling konnte bislang fast mühelos punkten, indem er Ressentiments aktivierte – bis er in die Chávez-Falle tappte. Ob er den langem Atem eines politischen Schwergewichts hat, muss er jetzt in der Opposition zeigen. GERHARD DILGER