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Vorwürfe gegen Wikileaks-Kopf AssangeErmittlungen wegen Belästigung

Die schwedische Staatsanwaltschaft wird gegen Wikileaks-Gründer Assange nicht mehr wegen Verdachts der Vergewaltigung ermitteln. Es werde aber ein Verfahren wegen Belästigung eingeleitet.

Weist die Vorwürfe zurück: Julian Assange. Bild: dpa

Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen den Wikileaks-Grüner Julian Assange wegen Verdachts der Vergewaltigung sind endgültig vom Tisch, teilte die Anklagebehörde in Stockholm am Mittwoch mit. Es werde aber ein Ermittlungsverfahren wegen „Belästigung“ gegen ihn eingeleitet werden.

Grundlage hierfür seien die Angaben einer der beiden Frauen, die sich Ende vergangener Woche bei der Polizei gemeldet hatten. Diese hatten Aussagen gemacht, die zunächst zum Erlass eines Haftbefehls wegen Vergewaltigung geführt hatten. Der dann wenige Stunden später wieder aufgehoben worden war. Der jetzige Tatverdacht bezieht sich laut Mitteilung von Oberstaatsanwältin Eva Finné ausdrücklich auf „Belästigung“ einer der beiden Frauen. Nicht auf den nach schwedischem Strafgesetz ebenfalls möglichen speziellen Strafvorwurf „sexuelle Belästigung“. Der Beschluss war „nicht glasklar“, teilte Finné mit.

Laut dem fraglichen Straftatbestand gilt als Belästigung („Ofredande“) ein „handgreifliches oder anderes rücksichtloses Benehmen“. Auch Mobbing oder telefonische bzw. briefliche Belästigung werden davon erfasst. Als Strafe drohen Geldbuße oder Haft bis zu einem Jahr. Welche Vorgänge diesen Tatvorwurf genau begründen sollen, ist offiziell noch nicht bekannt. Eine 31-jährige Schwedin, welche einen Teil der Vorwürfe gegen Assange erhoben hatte, hatte diesen im Rahmen von dessen Schwedenaufenthalt, speziell einem von einer sozialdemokratischen Organisation veranstalteten Vortrag zeitweise betreut. In einem Zeitungsinterview hatte sie ihm später vorgeworfen, ein „schiefes Frauenbild“ zu haben und „Probleme damit, ein Nein zu akzeptieren“.

Julian Assange soll in den nächsten Tagen zu dem gegen ihn erhobenen Vorwurf angehört werden. Claes Borgström, der Anwalt der beiden Frauen kritisierte den Beschluss der Verfahrenseinstellung. Er könne nicht nachvollziehen, warum das „was einmal von einer Staatsanwältin als Vergewaltigung eingestuft wurde, nun nicht einmal mehr sexuelle Belästigung gewesen sein soll“. Er werde daher gegen diesen Beschluss Beschwerde einlegen.

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11 Kommentare

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  • PP
    paparazzi pofijournalismus

    ojwe, gerade werden extrem profijournalistische taktiken strategisch in die sydney morning herald importiert.. "according to zuckerberg..."

     

    klick

  • FG
    fälltmir gleichwiederein

    Jemand böcke, in das gespräch "let's talk about money" einzusteigen?

     

    klick.

     

    (wieviel spiegel geblecht hat? zum beispiel?)

  • SS
    Susi Sorglos

    Was für ein Zufall aber auch: Da macht sich einer bei den Geheimdiensten unbeliebt und kurze Zeit später erfolgen derartige Anschuldigungen. Wie aus dem Lehrbuch! Vielleicht wird ja irgendwann die operative Akte dieses »Vorgangs« geleaked; das hätte doch was...

  • EM
    Erich M.

    Das haben die Amis doch angekündigt. Den machen wir fertig (werden agressiv vorgehen) . Fälschen, verleumden und wenn das nicht hilft hat Jesus Obama auch noch eine Putzgang für nasse Jobs.

  • M
    m4rc

    1st of all: Julian Assange ist _nicht_ der Kopf von Wikileaks. Diese Organisation ist nicht hierarchisch aufgebaut. Das sagen auch alle bekannten (Presse-)Sprecher der Plattform, von denen Assange einer ist. Man sollte doch darauf achten, dass hier nicht wieder abgeschrieben wird, was die WikiLeaks-Hetzer aus dem Pentagon uns verkaufen wollen. Es gibt keinen WikiLeaks-Kopf, den man dann vllt. noch abschlagen müsste.

     

    Am korrektesten wäre wohl noch die Bezeichnung "Assange, ein mutmaßlicher Mitbegründer von WikiLeaks".

  • GG
    gerade gefunden

    da ist irgendwie ne seite online, die haben wohl die newswelle vom "heißen und etwas schwülen" samstagmorgen aufgezeichnet.

  • K
    Kiwi

    Die Vorwürfe schmelzen auch immer weiter vor sich hin, was? Erst Vergewaltigung, dann sexuelle Belästigung, jetzt nur noch Belästigung...

  • O
    Olf

    Der Vorwurf bezüglich der zweiten Frau, der zunächst als sexuelle Belästigung eingestuft wurde, wird zwar weiter untersucht werden, wurde jedoch auf Belästigung (schwedisch ofredande) zurückgestuft, also ohne den Zusatz “sexuelle”.

     

    Mit ofredande wird hierzulande alles von Telefonterror über Mobbing bis zu Handgreiflichkeiten bewertet und üblicherweise mit Geldstrafe geahndet, wobei eine Maximalstrafe von einem Jahr Gefängnis möglich ist.

  • O
    Olf

    Der Vorwurf bezüglich der zweiten Frau, der zunächst als sexuelle Belästigung eingestuft wurde, wird zwar weiter untersucht werden, wurde jedoch auf Belästigung (schwedisch ofredande) zurückgestuft, also ohne den Zusatz “sexuelle”.

     

    Mit ofredande wird hierzulande alles von Telefonterror über Mobbing bis zu Handgreiflichkeiten bewertet und üblicherweise mit Geldstrafe geahndet, wobei eine Maximalstrafe von einem Jahr Gefängnis möglich ist.

     

    Quelle: http://www.fiket.de/2010/08/25/vorwurfe-an-assange-weit-zuruckgstuft/

  • D
    DerPestbeamte

    Die zwei Frauen waren bestimmt Geheimagentinen der USA und versuchen ihn jetzt auf diesem Weg so unauffällig wie möglich aus dem Weg zu räumen

  • J
    Jottka

    Gründer ist er nicht.