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■ Vorurteilsproduktion gegen den „arabischen Terrorismus“Ein Verdächtiger, stets zur Hand!

Es war klassisch. Der Rauch der verheerenden Autobombe in Oklahoma hatte sich noch nicht verzogen, da war schon ausführlich von den arabisch-muslimischen Täterkreisen die Rede. Auf den amerikanischen Mattscheiben erschienen die sogenannten Nahost- und Terrorexperten und spekulierten darüber, welche Gruppe fanatischer Muslime für diese letzte Bluttat verantwortlich sein könnte. Die Indizien waren eindeutig: eine Autobombe, wie sie in Beirut oder Tel Aviv benutzt wird. Und überhaupt: Wer sonst sollte ein Bundesgebäude im mittleren Westen in die Luft sprengen wollen?

Es gab Stimmen, die vor voreiligen Festlegungen warnten. Aber daß der Anschlag hausgebacken und von einer der rechtsradikalen Gruppen, die bis heute in den USA beharrlich als „Sekten“ bezeichnet werden, ausgeführt worden sein könnte – darauf kam zu dieser frühen Stunde kaum jemand. So wanderte der Blick denn auch automatisch in den Nahen Osten. Israelische Offizielle sagten schnelle Hilfe bei der Ergreifung der Täter zu, und Gruppen wie die palästinensische Al-Gihad Al-Islami fühlten sich gezwungen, sich öffentlich von der Bombentat zu distanzieren. Kaum jemand hinterfragte das ganze traurige Schauspiel.

Bis heute sind islamistische Anschläge außerhalb des Nahen Ostens die große Ausnahme. Auch wenn Gruppen wie Al-Gihad Al-Islami inzwischen fast wöchentlich mit ihren Anschlägen auf meist israelische Armeeangehörige in die Schlagzeilen kommen, bisher hat die Gruppe keinen einzigen Anschlag außerhalb Israels oder der autonomen palästinensischen Gebiete durchgeführt. Trotzdem war es eine Meldung wert. Auch Autobomben haben kein nahöstliches Exklusivrecht. Die italienische Mafia etwa benützt sie mit Vorliebe, um auf diese Weise ihr unliebsame Richter aus dem Weg zu räumen.

Welches Bild bluttriefender, weltweit agierender arabischer Fundamentalisten hat sich inzwischen in den Köpfen der Menschen festgesetzt, daß sich derartige Schnellschüsse so leicht verkaufen lassen? Dabei kann es nicht darum gehen, die zahllosen militanten Gruppen im Nahen Osten zu verharmlosen. Aber es wäre ein mindestes, die strategischen Ziele ihrer Militanz zu analysieren, bevor solche Verdachtsmomente innerhalb weniger Stunden einem Millionenpublikum ausgestrahlt werden. Das Attentat auf das World Trade Center entbindet von dieser Pflicht nicht, sondern macht es noch dringender, ihr nachzukommen.

Der leichthändig lancierte Verdacht schadet nicht in erster Linie dem Image der radikalen Islamisten. Betroffen sind die Araber oder Muslime schlechthin. Herkunft und/oder Glaube stempeln sie zu potentiellen Terroristen. Das klingt dann bei der Grenzkontrolle in Europa selbst mit einem europäischen Paß so: „Hmm – ein arabischer Name? Ein Dutzend Visa arabischer Staaten? Kommen Sie mal nach rechts rüber und packen Sie Ihre Taschen aus!“ Karim El-Gawhary, Kairo

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