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KOMMENTARVorsicht Brandstifter!

■ Polizei zündelt an Pulverfaß

Was sich am vergangenen Samstag auf der Sielwallkreuzung abgespielt hat, könnte der Auftakt für einen heißen Sommer gewesen sein. Die Polizei hat einer Demonstration rechtsgerichteter Türken, darunter rechtsextreme Graue Wölfe, den Weg freigeprügelt. Blutige Köpfe hat es bei den Gegendemonstanten, in der Mehrheit Kurden, gegeben.

Wieso hat die Polizei die türkische Demonstration nicht umgeleitet? Wieso hat sie sich entschieden, für die eine der beiden Seiten so eindeutig Partei zu ergreifen? War ihr nicht klar, daß sie damit einem ohnehin brodelnden Konflikt zum Ausbruch verhilft? Glaubt denn im ernst irgendein Polizist, daß dieser „Sieg“ der „Faschisten“ gegen die „Antirassisten“ ohne Folgen bleibt? Wie haben sich die Beamten wohl gefühlt, als sie unter den Anfeuerungsrufen der einen die anderen von der Kreuzung geprügelt haben? Die türkischen Männer riefen „Blut, Blut, Blut“.

Die Polizei kennt die Szene. Sie weiß schon lange, wie groß der Haß ist, der da aufeinandertrifft. Die Einsatzleitung weiß, daß sie an einem Pulverfaß zündelt. Wenn es in den kommenden Wochen zur Explosion kommt, dann ist die Schuld auch dort zu suchen. Jochen Grabler

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