■ Vorschlag: Landschaft zwischen Freud und Jung: Dina Cangi in der Galerie Pinna
Für italienische Künstler wird Berlin als Kulturmetropole zunehmend interessanter. Auch für die aus Arezzo stammende Dina Cangi, die in Italien als Surrealistin und Malerin toskanischer Landschaften bekannt ist. Mit Unterstützung der Berliner Renaissance Gesellschaft zeigt nun der Galerist Fulvio Pinna, der als Künstler selbst durch sein Fresko am ehemaligen Grenzübergang Oberbaumbrücke bekannt wurde, rund 30 Arbeiten Dina Cangis unter dem Titel „Polvere etrusca“.
Die untergegangene Welt der Etrusker, deren Spuren in Italien noch überall gegenwärtig sind, inspiriert Cangi zu ihren Bildern, in denen die Wirklichkeit sich wie im Traum auflöst. Vom Gegenstand ins Abstrakte fließend, erinnern ihre Bilder an Dali und die großen Surrealisten. Ausgangspunkte sind Helme, Schwerter und Kunstgegenstände. Typisch ist eine Zweiteilung der Bilder, die obere Ebene steht für das Bewußte, die Gegenwart. Die Gegenstände ragen in diese Ebene hinein, bleiben aber im Unteren, im Erdreich der Vergangenheit verhaftet. Ihre Wurzeln verlieren sich im Unbekannten, als ließe sich eine Brücke zwischen Freud, Jung und der Antike schlagen: Etruskische Themen tauchen als kryptische Elemente wieder und wieder in ihren Bildern auf. Als moderne Europäerin macht Cangi die Kluft zwischen Inspiration und Gegenwart sichtbar, auch wenn ihre Farben stark an Fresken und Renaissancegemälde erinnern. Sie versteht ihre Reinterpretation des etruskischen Geistes nicht starr, sondern spielerisch und mehrdeutig wie in dem programmatischen Diptychon „Die Spiele des Vertumnus“. Der rätselhafte Zwittergott der Etrusker läßt sich nicht festlegen, die Grenzen von Wunsch und Realität gelten nicht für ihn. Stefan Grotewohl
Bis 3. 7., Mo.-Fr. 13-20, Sa. 13-18 Uhr, Galerie Pinna, Zillestr. 111
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