■ Vorschlag: Robert Poole's Moving World auf den Tanztagen im Pfefferberg
Kann man die Fließrichtung des Blutes in den Adern spüren? Hat jeder Muskel ein eigenes Bewegungsprogramm gespeichert? Wissen die Füße immer, was die Hände treiben? In einem „Winter Song“ versucht Robert Poole, Choreograph und Dichter, dem Eigenleben des Körpers nachzuspüren: „Mein Blut und das deine / Dreht sich nach hier und nach dort / Fällt seine eigenen Entscheidungen / Ohne daß wir wissen, wann / Oder warum.“
Vertraute Bilder hat Poole aus seinem Bewegungsvokabular verbannt. Von der subtilen Abweichung, die die zierlichen Schritte eines Quartett zu barocker Musik in die Schräglage kippt, bis zum groben Unfug eines discoähnlichen Ankurbelns der eigenen Bewegungsmaschine mittels heftigen Armkreisens reicht sein Versuchsfeld. Weiche Bewegungen werden nur von kleinen Aussetzern unterbrochen, ruckelnd angehalten. Besonders das plastische Spiel der Tänzer mit den Händen bringt ein komisches und absurdes Element in die Szenen: Es erinnert an das heftige Gestikulieren, wenn man sich in einer Fremdsprache verständigen will.
Robert Poole, der seit 1995 in Berlin lebt, kommt aus der Frankfurter Tanzszene und arbeitete unter William Forsythe und Amanda Miller, war Gastlehrer bei der S.O.A.P. und der Toladà Dance Compagnie. Auf den Tanztagen des Pfefferbergs zeigte er „Three Sisters“, ein „Work in Progress“, mit dem auch drei junge Tänzerinnen eine Bühnenchance erhalten. Außerdem zeigt Poole „One to Four“, das für einen choreographischen Wettbewerb entwickelt wurde.
Im Pfefferberg zieht auch das Publikum beim Experiment mit: Das Programm der 2. Tanztage ist fast immer ausverkauft, und die BesucherInnen quetschen sich auf dem Boden und in der provisorischen Tribüne. Ab Mittwoch erhalten junge Choreographinnen eine Chance, die ihre Ausbildung an der „Tanz Tangente“ und der „Etage“ abgeschlossen haben. Katrin Bettina Müller
2. Tanztage, Mi/Do, 20.30 Uhr, Pfefferberg, Schönhauser Allee 176
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