■ Vorschlag: Von Waterkant bis Binnenland: Pudel Aid in der Volksbühne
Egal, ob Hawelka (Wien), Subito (Hamburg) oder Moineau (Paris) – wenn alles gut geht, sind nach den Jahren des nächtlichen Umherschweifens ein paar Leute in den Charts, im Museum oder im Bücherregal und die anderen nicht allzu tot. Später kommen dann Touristenbusse. Endlich vorm Lokal angekommen, heißt es: Voilá, hier haben die Jahre stattgefunden, hier ist das Geheimnis entstanden! Bedingung für eine richtige Legende ist allerdings ein frühes Ableben, das am besten von fiesen Vermietern in Allianz mit Behördenvertretern vorangetrieben wird.
Genau das passiert derzeit dem Hamburger Golden Pudel Club, der indes ein Ort der Ambivalenz ist. Während die hippe Kundschaft den vom Fiskus bedrängten Laden von Schorsch Kamerun und King Rocko Schamoni super findet, berichtete unlängst ein Musiker, der dort als Barback schuftete, er sei froh, jener „Spaßhölle“ mit heiler Haut entkommen zu sein. Wie dem auch sei, an gleich zwei Abenden nun bitten die Gentlemen, die schon immer was gegen blöde Parolen wie „Gebt den Amis volles Rohr, Waffen für El Salvador“ hatten, zur Kasse der Volksbühne. Am heutigen Freitag abend empfiehlt sich noch am ehesten der Besuch bei Funny van Dannen. 5 Sterne de Luxe, die auch schon als Tobi und Bo aktiv waren, wirken nämlich ebenso wenig verlockend wie Connection Point, und Andreas Dorau muß man wirklich sehr mögen.
Eher schon fetzt der Samstag: Tocotronic beispielsweise, deren unglaubliches Songschreibetempo sich schon wieder in zwei neuen Maxis niedergeschlagen hat und die ja auch neulich an den zwei Abenden in der Kulturbrauerei sehr nett anzuschauen waren. Eigentliches Highlight, die Grundlagenforschung in Sachen Subkultur betreffend, ist jedoch Knarf Rellöm (Ex Huah!) aus Burg (Dithmarschen), der inzwischen Ladies Love Knarf Rellöm heißt und gar Erschröckliches von Waterkant und Binnenland berichtet. Echtes Leben pur. Was uns dann ja auch endlich mal ausbuchstabiert, warum die jungen Menschen auf den in oben erwähnten Kneipen geschossenen Schwarzweißfotos immer so ernst gucken und nicht wirklich wirken, als hätten sie das gute, wilde Leben jetzt gefunden. Gunnar Lützow
Freitag, 7.11. ab 20 Uhr: Andreas Dorau, Connection Point (Kamerun, Schamoni, Seif), Funny van Dannen, Jeans Team, Überraschungsgäste, Videoinstallateure u.v.a.m. Samstag: Tocotronic, Les Robespierres, Dackelblut, LL Knarf Rellöm und DJs Mike & Melanie. Volksbühne, Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte
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