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■ VorschlagKinderkönig des Pop – Robbie Williams im Huxley's

Irgendwann wollte Robbie Williams, das bemitleidenswerte, babyspeckige Jüngelchen, nicht mehr mitspielen im Waschbrettbauch- Hüfte-nach-vorne-Augen-nach-unten-Leben von Thake That. Er brach aus der Welt der Boygroups aus und schmiß sich dem wilden Leben zum Fraß hin. Er, der gegen seinen Mitausteiger und Seichtsinger Gary Bartow Bravo-Charts-mäßig immer unterlegen war. Am Anfang des Solodaseins war „Freedom“, das George-Michael- Stück, das nicht nur programmatisch den Abschied vom Zwangssexsymbol sein sollte. Im Video zu „Freedom“ sah er richtig scheiße aus, ein wenig alkig, viel zu pummelig, und man hatte das Gefühl, daß der Entschluß ihn nur unglücklich machen werde.

Ein bißchen pummelig: Robbie Williams Foto: promo

Daher kamen dann wohl auch die wirren Zukunftspläne. Zum Beispiel, zur Mama aufs Land ziehen und Schafe züchten. Das mit den Schafen hat er gelassen, und über den Alkohol sagt er in Bravo: „In der letzten Zeit war die einzige Nahrung, die ich zu mir nahm, die Olive in meinem Glas.“ Dann hungerte sich wieder auf die geforderten Hard-Boy-Maße zurecht und machte ein Album. Und das ist so, wie's aussieht: strukturlos, unaufregend poppig. Ein Stück heißt „Old Before I Die“. Auch wenn der Mann erst Mitte 20 ist, kann er den drögen Elton-John-Dudler ebenso nervtötend und blutleer dahersingen.

Robbie Williams inszeniert sich nicht als Fotograf und Abbilder von Glam-Models, er will das lieber selber sein. Und eigentlich hat das auch viel besser funktioniert, damals, als er noch wirklich ein formbares Modell eines Boygroup-Traums war. Jetzt scheint alles ein trotziges Instant-Älterwerden zu sein. Annette Weber

9.11., 20 Uhr im Huxley's, Hasenheide 108–114, Neukölln

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