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■ VorschlagDark Rocker Veljanov im Loft

Steht man Alexander Veljanow gegenüber, fragt man sich, woher aus diesem schmächtigen Körper diese Stimme kommt. Diese Stimme in all ihrer breiten Tiefe, ganz schlicht und jederzeit humorlos, ist die Stimme von Deine Lakaien und damit die bekannteste Stimme des deutschen Dark Rock. Sie ist auch der Hauptgrund dafür, daß sich seine erste Solo-Platte „Secrets of the Silver Tongue“ im ersten Moment anhört wie ein neues Deine-Lakaien-Album, auf das die Schwarzkutten nun schon eine gute Weile warten. Veljanov hat sich vorgenommen, im Alleingang endgültig das zu schaffen, worum sich die Lakaien seit nun 13 Jahren mehr oder weniger erfolglos bemühen: aus der autistischen Dark-Wave-Szene zwar „nicht rauszukommen“, sie aber doch „aufzubrechen, aufzubiegen“.

Ohne Elektronik, meistenteils nur unterstützt von akustischer Gitarre, Bass und Schlagzeug, repetiert Veljanov trotzdem einige der genreüblichen Klischees. So beschwört das Instrumental „After the Rain“ eben jene titelgebende, suizidale Schweißwetter-Atmosphäre, die sich als Hintergrund eines Film noir ganz prima macht, aber als Metapher inzwischen genauso ausgelutscht ist wie kajalumränderte Augen. Doch es gibt auch reichlich Momente, in denen der stilübergreifende Spagat gelingt, der auch schon bei den Lakaien durchaus vorhandene Humor allgemein verständlich wird. So könnte „The Man with the Silver Gun“ wohl auch von Johnny Cash getextet sein, und Alexander Veljanov hört sich dann tatsächlich ungefähr so an wie ein Gruftie am Lagerfeuer. Wohl war Veljanov noch nie dabei, einem Ghetto zugeordnet zu werden, von dem „viele sagen, zwei Stunden Nebel, eine dunkle Stimme, das ist doch Witzfigurenmusik“. So ist auch dieses Album zu verstehen: als Ausbruchsversuch. Das hört sich ziemlich wunderschön an. Thomas Winkler

1.4., 20.30 Uhr, Loft, Nollendorfplatz

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