■ Vorschlag: Trash, wie ihn deine Mutter im Mülleimer niemals finden sollte: Jim Muro im Kino der Brotfabrik
„Magst du Trash?“ fragt Claus Löser vom Brotfabrik-Kino am Telefon. Keine Ahnung, wie sehr man Trash lieben sollte, „Street Trash“ von Jim Muro jedenfalls ist einigermaßen starker Tobak. Meine beiden Mitrezensenten am Videogerät amüsierten sich zwar heftig, legten nach der Vorführung aber Wert darauf, ihren Abscheu kundzutun. Die Story: Ein Brooklyner Alkhändler findet in einer „verfickten und verpißten“ Kellerecke seines Liquor-Stores eine angegammelte Kiste mit Flaschen in der Normalgröße von Stroh-Rum. Der putzt einem mit 80% die Karies weg, „Viper“, das Gebräu, das unser Dealer für einen Dollar an seine Stammkunden verkauft, wirkt aber noch stärker. So zieht sich der erste Alki den sofort Blubbern und Erbrechen hervorrufenden Schluck Viper auf seinem siffigen Klo rein. Der Typ verwandelt sich dann recht kunstvoll in eine glibberige Masse, die langsam im Klo verschwindet. Ein Bulle findet später seine Hand, die abgetrennt an der Kloschnur baumelt. So weit, so hübsch.
Dann aber scheint dem 21jährigen Muro die Glibbermasse ausgegangen zu sein. Sein Personal stapft mutlos durch eine apokalyptische Schrottplatzwelt. Dresscode: kaputtes T-Shirt. Zwischendurch löst sich noch mal ein Trinker auf, ein Passant kriegt die ätzende Glibbermasse ins Gesicht und verdampft. Dann müssen angedeutete Vergewaltigungen, Kloppereien zwischen extrem dicken Männern und andere Exkurse die Story in die Länge ziehen. Muro kann sogar auf den sozialkritischen Trip: der Schrottplatzchef hat ein ausgemachtes Vietnamtrauma, die Glibbertrinker erinnern ihn an Napalmeinsätze im Dschungel. Apocalypse Now als Flaschengeist. Der Vergleich ist zwar hergeholt, aber das ganze Setting von Street Trash hat was von „12 Monkeys“, nur eben viel, viel kaputter und ohne Bruce Willis, eigentlich ganz ohne „Schauspieler“.
Ewig warteten wir, daß endlich einer der Dicken Viper trinken würde. Bis der dann endlich durch Bauchaufblähen explodiert und in Teilchen durch die kaputte Straße fliegt, wird viel Unsinn geredet (gruselig synchronisiert!) und gemacht. Mitrezensent Volker meinte, Street Trash habe was von Filmen, die man nachts um 3 im TV im Halbschlaf vorbeiziehen sieht. Hoffentlich war es nicht im Kinderkanal. Andreas Becker
„Street Trash“, USA 1995, Regie: Jim Muro, tägl. 22.30 Uhr, Synchronversion, Kino der Brotfabrik, Prenzlauer Promenade 3
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