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■ VorschlagDer Untergang des Abendlandes: Die Angefahrenen Schulkinder im BKA

Wer im Spiegel als Beispiel für „Die schamlose Gesellschaft“ zitiert wird, kann nicht wirklich schlecht sein: Der Untergang des Abendlandes ist ja schon per se subversiv. Obwohl, vor zehn Jahren fanden wir die Angefahrenen Schulkinder ja ehrlich grauenhaft, vier häßliche Männer aus der Provinz mit Bierbauch, fettigen Haaren und einer offenkundigen Vorliebe für „tits 'n ass“-Poesie. Es war klar, daß ihr über die Osnabrücker Stadtgrenzen hinaus reichender Ruhm eigentlich nur auf diversen Skandälchen um ihre doch eher harmlosen Fäkal-Texte beruhen konnte. „I wanna make love to Steffi Graf“ war der Umworbenen jedenfalls eine Klage wert, während „Tötet Onkel Dittmeyer“ vom Management offenkundig zum Eklat hochstilisiert wurde. Doofe Musik irgendwo zwischen Trash, Metal und Country, die uns mit ebenso doofen Texten als Funpunk verkauft wurde. Und als dann beim Konzert Frauen auf die Bühne geholt wurden und dämlichste sexistische Schmähungen über sich ergehen lassen mußten, war das Urteil klar: unterste Schublade.

Mittlerweile aber ist ein Jahrzehnt ins Land gegangen und die unterste Schublade ist plötzlich gar nicht mehr so schmierig und klebrig, wie man es sich einst gedacht hatte: Pornos sind hoffähig, deutsche Schlager schon fast wieder out, und Schröder wird Bundeskanzler. Und die Angefahrenen Schulkinder gibt es immer noch. Heute abend spielen sie im BKA, ordnen sich mit ihrer neuen CD „Gulasch!“ mittlerweile selbst nicht mehr als Punks, sondern im Comedy-Bereich ein und sind irgendwie hoffähig geworden. Eine Art Schlingensief-Variante der Ärzte oder so. Falk Schreiber

20. und 21.6., 20 Uhr, BKA-Theater, Mehringdamm 34

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