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■ VorschlagAha-Erlebnis: Der Pianist U Ko Ko spielt in der Werkstatt der Kulturen

Weltmusik und Globalisierung sind fast zur gleichen Zeit Schlagworte geworden, gerade so, als hätten sie etwas miteinander zu tun, als wäre Globalisierung zuallererst ein Kulturbegriff. Dem ist zwar nicht so, aber es dürften wirtschaftliche Interessen sein, daß sich Burma mit seiner Militärregierung heute weniger vom Rest der Welt abschottet als früher. Trotzdem: Was ist bekannt aus Burma, Myanmar? In unregelmäßigen Abständen ist Widersprüchliches über den Bewegungsradius der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi zu hören. Wer die E-Mail-Adresse des Alternative Asean Network on Burma [altsean(a)kse.th.com] kennt, kann etwas über ethnische Konflikte und Vertreibungen der eigenen Bevölkerung in den Bergregionen an der Grenze zu Thailand erfahren. Bleiben noch die Tourismusindustrie, gelegentlich auch Filmretrospektiven oder eben die Musik. Helle und hohe Melodieschleifen auf gongähnlich klingenden Instrumenten, die repetitiv wirken, es aber nicht sind, tauchen als Referenz in der Hör-Erinnerung auf.

Heute jedoch gibt es in der Werkstatt der Kulturen ein Konzert, das zum musikalischen Aha-Erlebnis werden kann und auf eine subtile Weise klassische und moderne Musik aus Burma mit europäischen Hörgewohnheiten zusammenbringt. Seit zwar Jahren arbeitet der 1928 geborene Pianist U Ko Ko mit dem Kölner Ensemble Last Affair zusammen. Virtuos beherrscht er das europäisch gestimmte Klavier, das etwa um die Zeit des Ersten Weltkriegs in seinem Land populär wurde. Harmonisch und gebrochen, fremd und doch bekannt klingt es, wenn er darauf aus dem burmesischen Klassikkanon, dem Maha Gita, und auch eigene Kompositionen spielt. Allen Kompositionen der burmesischen Klassik liegen skeletthafte Tonläufe zugrunde, die auf vielfache Weise von den Interpreten musikalisch zu modulieren und zu verzieren sind. U Ko Ko, der viele Filmmusiken geschrieben hat und neben Klavier auch das burmesische Xylophon Patala spielt, kopiert den westlichen Stil nicht und zeigt trotzdem, wie nah sich experimentelle Musik und asiatische Klassik sein können. Zusammen mit Kontrabaß und Klarinette oder Saxophon der Kölner Formation entsteht potenzierte Improvisation, die nie unhörbar wirkt, weil sie die starke Melodiebetonung der burmesischen Musik respektiert. Waltraud Schwab

20 Uhr in der Werkstatt der Kulturen, Wissmannstr. 32

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