piwik no script img

■ VorschlagArthur Penn Werkschau

Hollywood, Ende der fünfziger Jahre: ein Generationswechsel. Längst hatte das Fernsehen dem Kino die Zuschauer abspenstig gemacht, und die neue Devise lautete: Mit einem Feind, den man nicht schlagen kann, muß man sich verbünden. Und so wurden die jungen Regisseure aus der „goldenen Ära“ des Live-Fernsehens in die Studios der Traumfabrik gelotst. Auch Arthur Penn, dem das Zeughauskino anläßlich der Publikation von Lars-Olav Beier/Robert Müller (Hg.): „Arthur Penn“ (Berlin 1998) jetzt eine Werkschau widmet, gehörte dazu. Die künstlerischen Freiheiten, die Penn beim Live-TV genoß, nahm er sich auch in seinen Spielfilmen heraus.

Obwohl beispielsweise die Inszenierung von „The Miracle Worker“ (1962) die ursprünglich theatrale Herkunft des Stoffes keineswegs verheimlichen kann, gibt es doch auch immer wieder visuell aufregende Momente: Erzählt wird die authentische Geschichte der blinden und tauben Helen und ihrer ebenfalls stark sehbehinderten Lehrerin Annie, die Helen nach vielen Mühen letztlich die Mittel zur Kommunikation mit der Umwelt beibringt. In den Erinnerungen Annies an die eigene Kindheit übernimmt die Kamera ihren subjektiven Blickwinkel und empfindet mit grobkörnigen, unscharfen Vergrößerungen von stark unterbelichteten Bildern ihre eingeschränkte Sehfähigkeit nach.

Wie Helen und Annie sind die Helden des Arthur Penn meist Außenseiter der Gesellschaft: Billy the Kid in „The Left-Handed Gun“ (1957), das Gangsterpärchen „Bonnie und Clyde“, die Mitglieder einer Hippie-Kommune in „Alice's Restaurant“ (1969), der weiße „Indianer“ in „Little Big Man“. Doch anders als das alte Hollywood interessiert sich Penn nicht für die alten Outlaw-Mythen, sondern verdeutlicht, wie in „Bonnie und Clyde“, ihre Entstehung. Ausführlich zeigt der Film die – historisch belegten – Selbstinszenierungen des Gangsterpärchens: sowohl die Fotografien, die sie voneinander machen, als auch die selbstgedichteten Verse, die an Zeitungen verschickt werden. Allerdings: Die Fotos seiner Darsteller Faye Dunaway und Warren Beatty in Gangsterpose sind mittlerweile selbst zu Ikonen der Populärkultur geworden. Lars Penning

Werkschau Arthur Penn bis 31.7., Zeughauskino; siehe cinema-taz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen