Vormerken : Brave Old World spielen die Lieder aus dem Ghetto von Łódź
Diese Musik ist ja in unseren Kreisen keine Weltmusik mehr – fremd, erkundenswert und spannend: Klezmer: Das amerikanische Quartett Brave Old World hat sie auf ihrer Seite des Atlantiks populärer gemacht – nun tourt es auch durch Deutschland. Im Tränenpalast spielen Michael Alpert, Alan Bern, Kurt Bjorling und Stuart Brotman Lieder aus der Zeit des Holocausts: „Dus gezang fin Geto Lodzh“, Lieder aus dem Ghetto von Łódź. Die gleichnamige CD gibt einen vorläufigen Geschmack dieses Abends: Elegisch, tragisch, tapfer und kraftvoll hört sich das an – und wiegt auf, dass die musikalischen Erzeugnisse aus dieser Ära immer im Verdacht stehen, das Opferdasein zu kultivieren, was doch nicht allein Juden (aber vor allem sie) in aller Welt längst als Haltung hinter sich gelassen haben. Fakt ist auch, dass das Jüdische gerade in Łódź sich nicht unterkriegen lassen wollte, nix davon, dass die Nichtarier sich willig fügten in etwas, das andere Schicksal nennen. Die Lieder, die Brave Old World vortragen, sind, das darf gesagt werden, absolut fähig, zu Herzen zu gehen. Es könnte eines der wichtigsten Konzerte des Monats werden: vier Tage vor dem Jahrestag der Reichskristallnacht, mit der 1938 aller Schrecken restlos sichtbar wurde. JAF