■ Vorlauf: Magier mit Horn
„Echoes of a Genius“, Samstag, 22.50 Uhr, arte
Nun ist es schon ein Jahr her, daß der unsterbliche Miles Davis das Zeitliche gesegnet hat. Aus Anlaß seines Todestages (28.9.) zeichnet Ulli Pfau ein sehenswertes Porträt des schillernden Trompetengottes. Eine Hommage an jenen Magier mit dem Horn, der mit seinem unverwechselbaren Trompetenton über vierzig Jahre lang die Jazzfans elektrisierte. Anhand von Archivbildern zeichnet der Film Davis' Entwicklung vom Cool Jazz über den Jazzrock bis zu seinen späten Experimenten mit Funk, Pop und Rap in groben Zügen nach.
Im Mittelpunkt steht Davis' eigentümliche Liebe zu Paris, das ihm im Laufe der Jahrzehnte fast zur zweiten Heimat wurde. Ein Umstand, der nicht nur den Existentialisten in St.Germain die coole Begleitmusik zu heißen Diskussionen bescherte, sondern auch für einen der famosesten Film-Soundtracks überhaupt sorgte: Miles Davis' Improvisationen zu Louis Malles Fahrstuhl zum Schafott. Klänge, zu denen Jeanne Moreau so unnachahmlich durchs nächtliche Paris schlenderte. Neben dieser Sequenz, mehreren Konzertausschnitten und seltenen Filmaufnahmen versammelt der Film Erinnerungen einer ganzen Reihe von Miles Davis' Weggefährten.
Musikalische Mitstreiter wie Pierre Michelot und John McLaughlin, aber auch eine ehemalige Geliebte oder Jazz- Papst Joachim-Ernst Berendt kommen ausführlich zu Wort. Und dann ist da noch der dänische Trompeter Palle Mikkelborg, der von Miles' Interesse an der Musik Stockhausens erzählt, den er allerdings immer „Steakhouse“ genannt habe...
Ein Film, der manchmal etwas wortlastig ist, aber letztlich das leistet, was man von einem solchen Porträt erwarten kann— Lust auf Miles-Davis- Musik. Und arte sendet im Anschluß Ausschnitte des Konzerts vom 10. Juli 91 in Paris. (Filmwiederholung: 5.10., Südwest3) Reinhard Lüke
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