■ Vorlauf: In echt
Lost in Music, 3sat, 21 Uhr
Auch der Weg zum Publikum ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Schon im Vorfeld wollten die Macher des neuen Musikmagazins „Lost in Music“ nichts anbrennen lassen: Kein berufsjugendlicher Moderator, kein Hitparadenfutter, kein MTV sollte es sein. Statt dessen Daten, Fakten, Hintergründe, auch Ausflüge zu den „kreativen Keimzellen“. Denn „eine Baseballmütze ist ,in echt‘ getragen allemal interessanter als in einer künstlichen Studiokulisse“. Fragt sich bloß, was „in echt“ heißen soll. Vor allem bei einer Fernsehsendung. Doch mit solchen Kinkerlitzchen hat man sich bei der Produktion der Pilotsendung (Thema: Tekkno- Trance) dann gar nicht erst abgeben wollen. Umstandslos stürzt die Kamera sich hinein ins ekstatische Dance- Geschehen. Zwar gibt es weit und breit keine Baseballmützen, dafür aber suggestive Fahrten zu den Plätzen, wo die Musik spielt, unterbrochen von irgendwelchen rasch sich verschiebenden fraktalen Mustern. Dann DJ- Statements, wieder bewegte Körper, fraktale Ornamente, bis zumindest eines klar ist: Auch abgefilmt ergibt die Botschaft von Tekkno nichts anderes als tanzen, tanzen, tanzen. Gegen Ende schließlich der theoretische Teil, Stichwort: The Medium is the Message. Während der Berliner Klangkundler Frieder Butzmann ein wenig professoral erklärt, was „Sägezahnschlingen“ und „Envelope Generator“ sind, wird sein Gesicht mal (noch) breiter, mal deutlich schmaler, seine Stimme mal tief, mal mickymaushoch. Netter Gimmick. Appetit auf mehr macht er nicht gerade, dieser Versuch, Wissenswertes und Allzubekanntes über elektronische Tanzmusik gutgemeint zusammenzuwürfeln. Doch man soll den Tag nicht vor dem Abend tadeln, „Lost in Music“ steht ja erst am Anfang. Thomas Groß
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