■ Vorlauf: Risiko total
„Risiko null – Der Tod steht auf dem Speiseplan“, So., 20.15 Uhr, Sat.1
Die freudige Erregung Moritz Nestlers (August Zirner) über den anonym zugespielten Rinderkopf ist in etwa so groß wie der Schrecken des vom Paten Gestraften angesichts des Pferdekopfes im Bett. Das Haupt des Rindes ist nämlich bestückt mit überaus löchrigem Hirngewebe. Schwammige Hirnstruktur, BSE, Creutzfeldt-Jakob – wissen Sie noch? Genau, jene Seuche, die Anfang der neunziger Jahre unter der Bezeichnung „Rinderwahn“ für Grusel sorgte, bringt am Sonntag wieder den Speiseplan durcheinander.
„Risiko null“ meint in echt „Risiko total“. Starjournalist Nestler ist in dem Thriller nicht nur dabei, nachzuweisen, daß es verseuchte Rinder aus deutscher Zucht gibt, sondern vor allem, daß Menschen durch den Genuß des Fleisches selbst rinderwahnsinnig werden. Daß das im echten Leben weder bewiesen noch widerlegt ist, daran wurden wir pünktlich am Donnerstag in „Schreinemakers live“ erinnert (M.S.: „Millionen Menschen und ich haben Fragen.“)
Moritz Nestler jedenfalls kommt nicht zum Ziel, er muß früh sterben. Nicht an BSE, denn der Ausbruch der menschlichen Krankheitsvariante dauert für einen Thriller viel zu lange. Nestlers Freundin Ute Böhning (Maria Schrader) recherchiert weiter. Die rasante Entwicklung zur gewieft- taffen Fahnderin nimmt man Maria Schrader gerne ab, schließlich sieht sie von Anfang nicht aus wie die glatte Freundin.
Familienbande schließlich sorgen für Verwischung der eigentlich überklaren Gut-Böse-Fronten: Ute kommt nämlich vom Hof. Ihr Vater, Viehzüchter und Großschlächter, gehört zum Fleischverband, dessen Mitglieder rotnackig und meist von ähnlich schwammiger Statur sind wie die verseuchten Rinderhirne.
Regisseur Roland Suso Richter („Dagobert“) will den Film als „Thriller mit realem Hintergrund“ verstanden wissen, ein zur Abwechslung treffendes Prädikat. Es wird schwer, nach „Risiko null“ ohne den Plan schlafen zu gehen, ab Montag zumindest eine vegetarische Lebensphase einzuschieben.Claudia Thomsen
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