■ Vorlauf: Damm zu Babel
„Land unter am Yangtse“, 19.00 Uhr, arte
Den „Damm zu Babel“ nennen Umweltschützer den in China geplanten, weltweit größten Staudamm am Yangtse. Autor Thomas Weidenbach und Kameramann Gerd Weiss konnten sich fünf Wochen lang am „langen Fluß“ umsehen, um Eindrücke vom „ehrgeizigsten Projekt seit dem Bau der großen Mauer“ zu sammeln. Sie bestiegen ein hoffnungslos überfülltes Schiff und begleiteten chinesische Reisende durch die „Drei Schluchten“, eine einzigartige Flußlandschaft, die bald von den Wassermassen des Stausees geflutet wird.
Selten genug gestatten die kommunistischen Machthaber Journalisten einen Einblick in die inneren Angelegenheiten der asiatischen Wirtschaftsmacht. Auch Thomas Weidenbach mußte über ein Jahr auf die Drehgenehmigung warten und wurde dann auf der Reise von zwei Offiziellen begleitet. So fand er natürlich keine Chinesen, die vor der Kamera Zweifel an dem gigantischen Vorhaben äußerten. Freilich war der Widerstand mit dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking bereits 1989 gebrochen worden. Der anschließenden Verhaftungswelle fiel auch die Journalistin Dai Qing zum Opfer, die zuvor mit einem kritischen Buch über den Staudamm über die Grenzen Chinas hinaus für Aufsehen gesorgt hatte. 1992 gab das chinesische Parlament, der Volkskongreß, bei immerhin noch 177 Gegenstimmen grünes Licht.
Nun „könnte nur ein Weltkrieg das Projekt noch stoppen“, verkündet ein gutgelaunter Funktionär im Film lachend. Bis zum Jahr 2009 müssen die EinwohnerInnen von 140 Städten (1,2 Millionen Menschen) einem Stausee von 600 Kilometern Länge und 175 Metern Tiefe gewichen sein. Das Wasserkraftwerk soll ein Neuntel der heutigen Stromproduktion Chinas übernehmen, und auf dem gebändigten Yangtse könnten dann weitaus mehr Güter per Schiff transportiert werden. Doch die sozialen und ökologischen Folgen sind nicht wirklich abzuschätzen; Thomas Weidenbachs Film vermittelt immerhin eine leise Ahnung von den gewaltigen Wirkungen eines solchen Mammutvorhabens.Thomas Gehringer
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