■ Vorlauf: Die Besessenen
Themenabend „Duftnoten – Parfumgeschichten“, So., ab 20.40 Uhr, Arte
Wenn es nicht mehr gleich nach dem Mittagessen dunkel wird, es aber leider noch immer x Wochen sind bis Frühling, dann ist der Valentinstag schon mal ein Lichtblick. Soll es zu diesem Anlaß nicht gleich ein Heiratsantrag sein, fängt man eine Nummer kleiner an und verschenkt Duft in Flakons oder vom Floristen. Warum es interessanter ist, das Fläschchen zu wählen, erklärt Arte am Sonntag. Den Beginn macht der Spielfilm „Der Duft der Frauen“ (1974) mit Vittorio Gassmann als blindem Ex-Offizier, den ein junger Soldat begleitet. Der muß dem verbitterten Blinden jede Frau beschreiben, die den beiden begegnet. Zum Glück taucht dann aber die eine Frau auf, gegen deren betörenden Duft sich der Verzweifelte nicht länger wehrt. Das ist zugleich lustiger und dramatischer als das Remake mit Al Pacino von 1992. Die anschließende Dokumentation „Der Duft der Götter“ erzählt die Geschichte der Düfte bis zur von Marken beherrschten Industrie, wie wir sie aus den sterilen Douglas-Tempeln kennen. Der Film macht Spaß, denn die Besessenen kommen selbst zu Wort: Parfumeure, die sich aus 32.000 Grundsubstanzen „nur“ 700 für ihre Parfumküche wählen können, weil sonst dann doch die Nase schlappmacht oder Produktdesigner, die für den Entwurf eines Flakons 30.000 Arbeitsstunden veranschlagen. Dieser Wahnwitz wird in Zwischenschnitten angemessen ironisch kommentiert; so erklärt Parfum-Createur Serge Lutens zum letzten Punkt grinsend: „Meine Parfums werden im immer gleichen Flakon verkauft. Ich bin ja kein Flaschenhersteller.“ Wer es trägt, dem schenkt das richtige Parfum ein bißchen Selbstvertrauen, und, derart gestärkt, ist es zum nächsten Valentinstag dann vielleicht doch die große Nummer? Helena Jagusch
„Der Duft der Frauen“ (Spielfilm), 20.40 Uhr; „Der Duft der Götter“ (Doku) 22.20 Uhr; „Der Geruch des Lebens“ (Doku), 23.50 Uhr; „Ein Parfum und sein Mythos“ (Doku), 0.25 Uhr
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