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Archiv-Artikel

Vorlauf: Bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

„WEINstueck“, Villa Elisabeth, Premiere Fr.
„Faust“, Deutsches Theater, Premiere Sa.

„Theater muss sein!“, ist die zentrale Botschaft von Anton Tschechows Drama „Die Möwe“. Darin läuft zunächst alles, wie es bei jungen Idealisten eben manchmal so läuft: Ein junger Mann macht sein erstes Stück, mit dem er das Theater verändern will und die ganze Welt am liebsten gleich mit. Die Hauptrolle hat er der Frau gegeben, die er liebt. Trotz aller Ambition droht das Fiasko. Die Jungen kommen nicht von der Stelle, weil da, wo sie hinwollen, noch immer die Alten sind. An der Schaubühne inszeniert Falk Richter jetzt die Geschichte, mit der Tschechow erst eine Bauchlandung erlebte, bevor Konstanin Stanislawski das Stück 1898 mit seiner legendären Zweitaufführung (und sich selbst) in den Theaterolymp katapultierte. Ansonsten eröffnet die Globalisierung dem Theater völlig neue Perspektiven: den nigerianischen Videomarkt zum Beispiel. Mit Theater hat man es in Lagos nämlich nicht so, das gigantische Nationaltheater steht sein Jahren leer. Vielleicht sollte man die Leute vom Volkspalast mal vorbeischicken. Aber vielleicht war ja auch René Pollesch schon da. Die „Pratersaga I: 1000 Dämonen wünschen dir den Tod“ jedenfalls lässt darauf schließen, in der es um Sexismus, deregulierte Arbeitsverhältnisse und eben den nigerianischen Videomarkt geht. Im Übrigen ist es Herbst geworden und in der Villa Elisabeth gibt es ein jahreszeitliches Theaterevent. Das Ensemble um Heiko Michels, Fabian Larsson und Thomas Lilge hat sich mit der Weinerei zusammengeschlossen. Gemeinsam mit dem nicht ganz gewöhnlichen Weingeschäft veranstaltet die Gruppe ein „WEINstueck“, großes Weintheater mit inbegriffener Weinprobe. Im Rahmen der deutschen Stoffe, mit denen das Deutsche Theater sich diese Spielzeit befasst, hat am Samstag der deutscheste aller deutschen Stoffe Premiere: Goethes „Faust“, und zwar der Tragödie erster Teil.

„Pratersaga I“, Volksbühne/Prater, Premiere Do.
„Die Möwe“, Schaubühne, Premiere Fr.