: Vorhang auf für Berliner Prater
■ Die traditionelle Theater- und Ausflugsstätte in Prenzlauer Berg soll von der Berliner Volksbühne betrieben werden / Eröffnung eventuell noch in diesem Jahr
Am Berliner Prater sollen schon bald wieder die Bäume blühen. Nachdem das traditionsreiche Ausflugs- und Kulturetablissement an der Kastanienallee im Prenzlauer Berg drei Jahre lang leerstand, kann der Betrieb möglicherweise noch in diesem Jahr aufgenommen werden. Dies erklärte gegenüber der taz die Kulturstadträtin des Bezirks, Barbara Teuber (SPD). Das Bezirksamt Prenzlauer Berg hatte am vergangenen Freitag auf einer Sondersitzung einer Kooperation mit der Berliner Volksbühne als künftigem Betreiber sowie einer Verwaltungsvereinbarung mit dem Kultursenat zugestimmt. Der seit der Schließung im Jahre 1991 währende Streit um die künftige Nutzung der Gebäude mit einer Gesamtfläche von 9.500 Quadratmeter scheint damit nun ein Ende zu haben.
Das 1867 auf der grünen Wiese errichtete Sommertheater samt Biergarten ist das letzte erhaltene Ensemble dieser Art in Berlin. Der Ort an der Kastanienallee kommt nicht von ungefähr: Hier befand sich zuvor die „Einsame Pappel“, ein Versammlungsort der Berliner Arbeiter, der insbesondere während der Märzrevolution 1848 von sich reden machte. Seit jeher Treffpunkt der Kiezbewohner und „kleinen Leute“, sollte der 1991 geschlossene Prater auch nach der Sanierung vorwiegend kommunal genutzt werden. Ein bis Ende 1992 projektierter erster Bauabschnitt, für den 1,5 Millionen Mark zur Verfügung standen, kam jedoch nie zum Abschluß. Der Grund: Die beauftragte Baufirma geriet wegen Unseriosität in die Schlagzeilen, wurde des Auftrags enthoben, und im Bezirk herrschte fortan Unklarheit darüber, wieviel Geld bereits verbaut wurde und wie es weitergehen soll mit dem zum Kiezärgernis Nummer eins avancierten Prater.
Nach einem Jahr Bedenkzeit beschloß der Bezirk schließlich, den gastronomischen Bereich des Prater zur Pacht auszuschreiben. Doch der Streit ging weiter: Im Kiez fürchtete man eine Nobelsanierung, und die CDU machte sich gar dafür stark, den gesamten Komplex auszuschreiben, und präsentierte gleich den gewünschten Bewerber: einen britischen Investor, der aus dem Prater eine Hotel samt Galerie bauen wollte, Abrißpläne inbegriffen.
Daß sich der Bezirk nun für die Berliner Volksbühne entschied, erfüllt Barbara Teuber mit einem „Gefühl der Erleichterung“. Die Revolutionsbühne vom Rosa-Luxemburg-Platz hatte bereits im vergangenen Jahr signalisiert, daß sie an einer Beteiligung am Prater als Probebühne und zweiter Spielstätte interessiert sei. Nach dem jüngsten Beschluß sollen Castorfs Mimen nunmehr neun Monate im Jahr Theater machen dürfen, für die restlichen drei Monate zeichnet das Kulturamt von Prenzlauer Berg verantwortlich. „Die Bauarbeiten für die Sanierung der Spielstätte sollen nun so schnell wie möglich anlaufen“, sagte Barbara Teuber. Bis zu einer Million Mark würden dafür kurzfristig aus dem Topf „Unterstützung städtischer Bühnen“ der Kulturverwaltung zur Verfügung gestellt werden. Außerdem gebe es, so die Kulturstadträtin, auch für den gastronomischen Bereich einen Bewerber, der rund zwei Millionen Mark in die Gaststätten investieren wolle und „zu einigem Optimimus Anlaß gibt, daß der Kiez-Charakter des Berliner Prater erhalten bleibt“. Uwe Rada
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