: Vorerst keine Auslieferung
■ Mutmaßlicher Prostituiertenmörder soll zuerst in Brasilien vor Gericht
Der mutmaßliche Prostituiertenmörder Gerhard Wenzinger wird nach Einschätzung der brasilianischen Justiz frühestens in zwei Jahren nach Deutschland ausgeliefert werden können. Der zuständige Staatsanwalt Franklin Dias da Silva sagte gestern, daß das Verfahren in Brasilien gegen den Mediziner, der als „Doktor Porno“ bekannt wurde, ab September beginnen könne. Dem 53jährigen werde die Folterung und Vergewaltigung von sieben Frauen zur Last gelegt.
Durch die vorliegenden Videos über die Mißhandlungen ist nach Auffassung des Anklägers die Beweislage eindeutig. Vermutlich müsse Wenzinger mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen, bei guter Führung könnte er nach zwei Jahren auf freien Fuß kommen. Erst dann könnte er nach Deutschland ausgeliefert werden.
Gegen Wenzinger liegt in Berlin ein Haftbefehl wegen der Ermordung einer 23jährigen Prostituierten vor. Er steht im Verdacht, ihre Leiche zerstückelt und in den Oder-Havel-Kanal geworfen zu haben. Laut Polizei ist der Verdacht ebenfalls durch Videoaufnahmen erhärtet. Vor Jahren war er bereits in Stuttgart verurteilt worden, weil er Patientinnen in seiner Praxis heimlich gefilmt hatte.
Unterdessen laufen auch in Berlin die Ermittlungen weiter auf Hochtouren. Nach Angaben von Justizsprecher Rüdiger Reif sei nicht auszuschließen, daß Wenzinger weitere Taten begangen habe. Nach seinen Angaben haben die brasilianischen Behörden noch nicht offiziell auf das Auslieferungsersuchen Deutschlands geantwortet. dpa
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