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Vorab-Empörung über Philipp Lahms BuchCharakter heißt jetzt Schweigen

Maul halten, Tore schießen - so stellen sich die Herren des Fußballs einen Profi vor. Diesem Bild entspricht Philipp Lahm nicht, denn er hat aufgeschrieben, was er denkt.

Böse Böse: Lahm hat Völlers Training als "lustig", aber "völlig unsystematisch" bezeichnet. Bild: dpa

"Sie können versichert sein, dass er dieses Interview noch bedauern wird." Uli Hoeneß, damals noch Manager des FC Bayern München, hat das im November 2009 gesagt. Gemeint hat er Philipp Lahm. Der hatte in einem Interview gesagt, dem FC Bayern fehle, was andere Spitzenklubs in Europa hätten - ein unverwechselbares System.

Böse, böse! So sauer war darüber sein Klub, dass er ihm eine "empfindliche Geldbuße" aufbrummte und Regeln veröffentlichte, an die sich die Spieler zu halten haben. Eine davon: "Es ist ein absolutes Tabu, in der Öffentlichkeit Kritik gegen den Klub, den Trainer und Mitspieler zu äußern." Fast ganz Fußballdeutschland empörte sich seinerzeit über den FC Bayern und lobte den Kapitän der Münchner als Inbegriff des mündigen Profis.

"Erbärmlich" und "schäbig", so findet der ehemalige Teamchef der Nationalmannschaft Rudi Völler, was über ihn und seine Trainerkollegen Jürgen Klinsmann, Louis van Gaal und Felix Magath in Philipp Lahms am Montag erscheinendem Buch "Der feine Unterschied" steht. Lahm hatte Völlers Training als "lustig", aber "völlig unsystematisch" bezeichnet.

Böse, böse auch das. Das findet jedenfalls Ottmar Hitzfeld, auch einer, der Philipp Lahm einmal bei den Bayern trainiert hat. Er hält Lahm für schlecht beraten. Der Deutsche Fußballbund ist auch schon dabei, das "Gesamtkustwerk" (Pressesprecher Ralf Köttker) zu untersuchen, und wird gegebenenfalls dem Kapitän der Nationalmannschaft sagen, dass er künftig nichts mehr sagen soll.

Nichtssagend. So stellen sich nicht nur die Fußballherrschaften, die Klubs und Verbände den modernen Fußballprofi vor. Spielen sollen sie, 65-mal im Jahr höchste Leidenschaft entwickeln und hinterher vielleicht noch darüber reden, wie gut sie an diesem Tag in die Zweikämpfe gekommen sind. Ansonsten sollen sie neben dem Platz Charakter zeigen. Charakter heißt Schweigen.

Der mündige Profi

Philipp Lahm macht da schon länger nicht mehr mit. Als er bei der WM in Südafrika vor dem Halbfinale sagte, er werde die vom verletzten Michael Ballack übernommene Kapitänsbinde freiwillig nicht mehr hergeben, da war das auch deshalb ein Skandal, weil er sich mit seinem Anliegen an die Öffentlichkeit gewandt hatte. Böse, böse schon wieder. Der brave Musterbubi, als der er noch bei der Heim-WM 2006 gefeiert wurde, war er da schon lange nicht mehr. Ein gutes halbes Jahr nachdem er den Bayern Systemlosigkeit vorgeworfen hatte, war das. Die ihm damals zugeschriebene Rolle des mündigen Profis hatte er längst verinnerlicht. Er wollte was sagen. Jetzt sagt er was in seinem Buch, das der Journalist Christian Seiler in seinem Namen geschrieben hat.

Neu kommt einem nicht vor, was da steht: dass Rudi Völler kein guter Trainer war, dass Louis van Gaal ein hoffnungsloser Offensivfanatiker war, das Felix Magaths Begabungen im Führen eines Team beschränkt sind. Aus dem, was Trainer, Spieler und Manager nur angedeutet oder gar nicht gesagt haben, mussten es sich die Sportreporter zusammenreimen. Jetzt kommt endlich ein Fußballer, einer, der es wissen muss, und sagt, dass wirklich stimmt, was immer so gesagt wurde. Das darf getrost als Sensation bezeichnet werden.

Dass die Fußballbranche jetzt so kritisch auf Lahm reagiert und ihn wüst beschimpft, darüber wird sich der Verlag sicher freuen. Ach ja, der Verlag. Lahm hat sich keinen der üblichen Sport- oder Boulevardverlage ausgesucht. Sein "feiner Unterschied" erscheint bei Kunstmann. Dort steht es in der Sachbuchreihe neben Hermann Scheers "Der energetische Imperativ" oder Jan Karskis "Mein Bericht an die Welt".

Auch hier gibt Lahm den anderen Profi. Ein bisschen zumindest. Er weiß, dass er den Massen etwas geben muss und so erschienen Auszüge vorab in der Bild-Zeitung. Es ist ein Spagat, den Lahm da macht: Anspruch und Bild-Zeitung, Kicken und Denken, Schwitzen und Sprechen. Wenn der Spagat gelingt, ist er ein echtes Kunstwerk.

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23 Kommentare

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  • D
    David

    War ja klar, dass die taz mal wieder eine Zweitmeinung parat hat. Dafür musste man lediglich ein paar Tage warten, um vorher die Erstmeinung zu kennen.

     

    Was bitte steht denn ach so mündiges in diesem Buch? Der Löw ist toll, der Hoeneß ist toll, ein paar von früher sind nicht so toll und Lahm ist nicht schwul.

     

    Und das man - vor allem als Aktiver - über die Dinge schweigt, die in der Kabine bzw. im Umfeld passieren, hat nicht der "moderne" Fußball mitgebracht. Das ist von jeher eine Selbstverständlichkeit. Das ist oldschool. Und für einen Kapitän gilt das dreimal. Wie will er denn noch Vertrauensperson sein, wenn er den Klatsch und Tratsch zur Bild trägt?

     

    Modern ist, dass man sich von Beratern ein Image backen läßt, wie es der Herr Lahm macht. Das "Gesamtkunstwerk" ist, dass Lahms Entourage geschafft hat, dass ein Multimillionär vom FC Bayern sowohl von der Springerpresse als auch der taz geliebt wird.

  • M
    magath

    Warum veröffentlicht der Autor nicht Interna aus der taz-redaktion? Richtig, weil man so etwas nicht macht, sondern wenn, dann intern regelt.

  • S
    saalbert

    "Philipp Lahm hat aufgeschrieben, was er denkt." So, so. Erstens hat das Buch nicht, wie der Autor selbst anmerkt, Lahm geschrieben, sondern ein Ghostwriter. Und zweitens hat Lahm offensichtlich nicht "gedacht", denn heute steht allerorten dies zu lesen: "Ich wollte Rudi Völler, Jürgen Klinsmann und andere Personen selbstverständlich nicht persönlich treffen oder gar beleidigen." So richtig zurechnungsfähig ist der Mann doch nicht, oder, Herr Rüttenauer? Wollte er die Herren "unpersönlich" treffen oder "objektiv"? Jedenfalls hat Lahm mit dem, was er "durch sein Management" hat mitteilen lassen, alles konterkariert, was der taz-Autor ihm an Lob hat zuteilwerden lassen. So kann mensch sich irren. Aber wann hätte ein Sportler schon mal ein ernstzunehmendes Buch geschrieben?

  • KK
    Karl K

    Gemach. Ich bin nicht fußball- , sondern rudersportsozialisiert. Dort wurde schon Ende der muffigen 50er nicht nur den hinterherfahrenden Renomierclubs aus Berlin, Essen, Hamburg et al. gezeigt, wo der Hammer hängt.

    Sondern auch Ansätze eines demokratischen Traunings entwickelt. Inklusive respektlosem Umgang mit Funktionären, Trainern und Vereinsvorsirzenden. Karl Adam hieß " Kalli" und der beschied den Vorsitzenden des RRC schon mal per Begleitbootmicro zur Gaudi aller Zuschauer, er solle ihm am A ..lecken. Karl-Heinz Hopp -Goldachter- sollte als Olympiateilnehmer keinen neuen Koffer für die Kleidung bekommen. Er kam mit nem Pappkarton.

    Funktionärsknallchargen öffentlich als A..löcher oder ähnlich zu bezeichnen, war nicht gerade ubiquitär, habe ich aber des öfteren wie das anschließende aufgeregte Flügelschlagen mitbekommen.

     

    So lese ich mit Interesse, dass mal einer von den Nichtknallchargen im Fußball das Maul aufmacht. Dass jetzt alles " Nestbeschmutzer" schreit und das" Zwiegespräch intim" bemüht, ist hinterwäldlerisch.

    Die haben den Schuß nicht gehört

     

    Fußballer sind wie alle Sportler on the top die Seele vom Klavier. Alle anderen sind - sorry- Wasserträger, wichtig, hilfreich usw , wenn's gut läuft, sonst Sand im Getriebe.

    Sie schießen nun mal nicht die Tore. Punkt.

    Und (auch) ein 27jähriger kennt den Betrieb bestens von innen und kann, wenn er den

    Kopf nicht nur zum Haarschneiden hat, sehr wohl beurteilen, was da wie läuft oder eben nicht läuft. Liegt er sachlich schief, kriegt er was auf's Maul und gut is.

     

    Also nicht lahmen, steife Oberlippe und ab dafür.

     

    Ps

    Ich sehe immer noch die Ruder- und Trainerlegende " Schrat"( Woody in NZ) vor mir , wie er einem Ex-DDR Trainer auf seine zackige Ansprache auf dem Regattaplatz am Küchensee mit den Worten beschied, wenn er jetzt nicht die Klappe halte, liege er gleich in der Würstchenbude. Was bei einem Lumberjack mit 1,28 Brustumfang eine gewisse Wahrscheinlichkeit hatte.

     

     

    Fußballer sind wie alle Sportler on the top die Seele vom Klavier und auch mit 27 Jahren in der Lage, den Betrieb sachlich zu beurteilen

  • P
    Paul

    1. Fußballer sind nicht die ersten angestellten, denen verboten ist, in der Öffentlichkeit Interna auszuplaudern oder sich gegenüber der Presse negativ über den Arbeitgeber und andere Angestellte zu äußern. Wo ist also der Skandal?

    2. Hatte Lahm zu van Gaals Zeiten sich nicht öffentlich absolut lobend über den geäußert? Wo kommt auf einmal seine negative Kritik her? Heute hü morgen hott?

    3. Geschrieben hat er das Buch selber nicht, aber gelesen hoffentlich schon. Also kann man ihm nicht abnehmen, dass ihm die Wirkung und die Reaktionen ihm nicht bewusst waren. PR-Kalkül?

    4. Was sollte die Pseudoentschuldigung gestern? Entweder er steht zu den Aussagen im Buch oder nicht. Aber diese Wackelnummer ist peinlich.

     

    5. Durch den BLÖD-Vorabdruck der ,saftigen Stellen' (lt. tagesspiegel soll der Rest ziemlich banal sein) und die bewusst losgetretene Diskussion steigert er sich den Absatz des Buches.

     

     

    aber die Lobeshymnen im tazkommentar erschließen sich mir nicht.

  • DI
    der interne Lahm

    Ja, ich bin auch für mündige Bürger und Angestellte. Bei Philipp Lahm erkenne ich in den Interviews der letzten Jahre aber viele Widersprüche. Spätestens mit der Veröffentlichung des Buches wird wohl jedem klar, dass er sehr ichbezogen und machtgeil sein muß. Mein Spitzname für Philipp Lahm war lange der "interne Lahm", weil er ständig betont hat, dass er intern sehr wohl den Mund aufmache, alles anspreche und sich dies genau so für einen modernen Profi und Führungspieler gehöre. Ständig sprach er über seine Abneigung gegen Lautsprecher und Hierarchien. In diesen Kreis möchte er aber wohl aufsteigen, koste es was es wolle. Aus meiner Sicht widerlich, weil die Motivation so verlogen erscheint!

  • KK
    Karl K

    Gemach. Ich bin nicht fußball- , sondern rudersportsozialisiert. Dort wurde schon Ende der muffigen 50er nicht nur den hinterherfahrenden Renomierclubs aus Berlin, Essen, Hamburg et al. gezeigt, wo der Hammer hängt.

    Sondern auch Ansätze eines demokratischen Traunings entwickelt. Inklusive respektlosem Umgang mit Funktionären, Trainern und Vereinsvorsirzenden. Karl Adam hieß " Kalli" und der beschied den Vorsitzenden des RRC schon mal per Begleitbootmicro zur Gaudi aller Zuschauer, er solle ihm am A ..lecken. Karl-Heinz Hopp -Hilfsgüter- sollte als Olympiateilnehmer keinen neuen Koffer für die Kleidung bekommen. Er kam mit nem Pappkarton.

    Funktionärsknallchargen öffentlich als A..löcher oder ähnlich zu bezeichnen, war nicht gerade ubiquitär, habe ich aber des öfteren wie das anschließende aufgeregte Flügelschlagen mitbekommen.

     

    So lese ich mit Interesse, dass mal einer von den Nichtknallchargen im Fußball das Maul aufmacht. Dass jetzt alles " Nestbeschmutzer" schreit und das" Zwiegespräch intim" bemüht, ist hinterwäldlerisch.

    Die haben den Schuß nicht gehört

     

    Fußballer sind wie alle Sportler on the top die Seele vom Klavier. Alle anderen sind - sorry- Wasserträger, wichtig, hilfreich usw , wenn's gut läuft, sonst Sand im Getriebe.

    Sie schießen nun mal nicht die Tore. Punkt.

    Und (auch) ein 27jähriger kennt den Betrieb bestens von innen und kann, wenn er den Kopf nicht nur zum Haarschneiden hat, sehr wohl beurteilen, was da wie läuft oder eben nicht läuft. Liegt er sachlich schief, kriegt er was auf's Maul und gut is.

     

    Also nicht lahmen, steife Oberlippe und ab dafür.

     

     

     

    Fußballer sind wie alle Sportler on the top die Seele vom Klavier und auch mit 27 Jahren in der Lage, den Betrieb sachlich zu beurteilen

  • H
    Heidi

    Warum soll Ph. L. nicht sagen, wie es wirklich ist im Fussball? Warum sollte so eine Geheimniskrämerei sein über das was hinter den verschlossenen Türen der Fussballgesellschaft geschieht? Die Forderung der Insider für einen Maulkorb ihrer Mannen darf man nicht mit berechtigten Forderungen nach Loyalität verwechseln. Manchmal hat man ja das Gefühl, es würde sich um Burschenschaften handeln. Freilich, der Grat ist schmal - zwischen Offenheit und Taktlosigkeit, zwischen Kritik und Lästerei. Ich habe das Buch nicht gelesen und werde es auch nicht lesen, weil mich Bücher nicht interessieren, die von Ghostwritern geschrieben werden, deshalb kann ich weiter nichts dazu sagen.

    Grundsätzlich gilt: Wenn die Verlage nur Bücher veröffentlichen würden, die auch von dem geschrieben werden, die auf dem Umschlag stehen - dann hätten wir diese Probleme nicht.

  • J
    Johannes

    Fussball prägt abartige Charaktereigenschaften aus, die zu besitzen ich meinen Kindern nicht einmal im Alptraum wünsche. Bedingungsloser Gehorsam und dümmlichstes Geprolle, es gibt für mich kaum einen primitiveren Sport!

  • R
    reblek

    "Jetzt kommt endlich ein Fußballer, einer, der es wissen muss, und sagt, dass wirklich stimmt, was immer so gesagt wurde. Das darf getrost als Sensation bezeichnet werden. ... Charakter heißt Schweigen."

    Herr Rüttenauer hätte vielleicht noch ein bisschen warten sollen mit seiner Eloge auf Lahm, was ja auch ein schöner Name mit Bedeutung ist. Denn Lahm hat "sich entschuldigt" für die Äußerungen, die sich auf Ex-Trainer beziehen. (Er hat nicht um Entschuldigung gebeten, sondern das mal gleich selbst gemacht.) Er wollte niemanden persönlich undsoweiterundsofort. In diesem Fall wäre Schweigen doch vielleicht wirklich nicht nur Charakter, sondern auch Gold gewesen. Jedenfalls hat Lahm Herrn Rüttenauer schwer im Stich gelassen, der jetzt dumm dasteht mit seinem Lahm(en)-Lob.

  • T
    thiessen

    ???!!!

    Also... ein wenig peinlich berührt... wer achtet eigentlich bei der taz auf die Artikel... gibt es da jemanden?

    Philipp Lahm ist doch genau das, was das System Löw-Bierhoff wollen und auch leider fast durchgängig erreicht haben: mundtote Jasager, charakterlose, mediengecoachte möchtegern Smarte, die im Endeffekt in ihrer Gleichförmigkeit Ekel bei mir und scheinbar auch anderen auslösen. Im anglo-amerikansichen Raum werden die Lahms dieser Welt "Backstabber" genannt.

     

    "Maul halten, Tore schießen - so stellen sich die Herren des Fußballs einen Profi vor. Diesem Bild entspricht Philipp Lahm nicht, denn er hat aufgeschrieben, was er denkt."

     

    Dieses Zitat ist absoluter Käse, denn es verallgemeinert und zeigt eigentlich eher das System Löw-Bierhoff, welches im Übrigen noch rein gar keinen Titel gewonnen hat. Lieber in Schönheit sterben als mit Hackebeil Titel sammeln? Nunja, ich nehme letzteres...

    Es ist doch selbstverständlich, dass ein Spieler, der öffentlich die Transferpolitik und Philosophie von einem der größten Clubs der Welt (FC Bayern - ich bin im Übrigen kein Fan dieses Vereins) kritisiert, dafür eins auf den Deckel bekommt. Das steht ihm insbesondere als Angestellter nicht zu. Aber bevor hier das Argument von wegen 'ein Angestellter darf nichts sagen, da er ja auch genügend Geld bekommt, also ein Sklave ist' ausgepackt wird und gegen mich verwandt wird: Jeder, der mal einen Mannschaftssport betrieben hat, weiß, dass es, egal auf welchem Niveau gespielt wird, Gewisse Regeln gibt. Es gibt einfach Dinge, die sind Interna - dafür ist eine Mannschaft ja auch ein geschlossener Kreis, ein System, in dem jeder zu jedem ein Vertrauensverhältnis aufbaut. Passiert das nicht, wird das auch nichts mit einer guten Mannschaftsleistung. Gibt es Probleme, werden diese intern angesprochen.

     

    Was Lahm da macht, ist eigentlich an Dummheit nicht zu überbieten. Wieso muss Lahm außerdem den Massen etwas geben??? Wer hat denn auf so ein Buch gewartet? Und erzählen Sie, lieber Herr Rüttenauer, mir nicht, dass eine Bestsellerlistennominierung, also der Abverkauf, auch nur irgendetwas über die Dringlichkeit eines solchen Buches aussagt. Ansonsten ist ja DSDS auch gute Musik und dringend notwendig... oder wie!?

     

    Ich denke, Holger Stanislawski hat alles dazu gesagt:

    "Zu erzählen, was der oder jener nachts im Hotel macht. Das macht man nicht. Ob man in diesem Alter schon ein Buch schreiben muss, weiß ich nicht. Diese Leute haben in meinen Augen viel zu viel Zeit, sich über andere Menschen Gedanken zu machen. Das ist unfassbar und spricht auch dafür, wie uninteressant das eigene Leben ist und wie interessant das Leben anderer ist. Zu meiner Zeit wäre das innerhalb unserer Mannschaft problematisch geworden." (Zitat von Sport1.de)

     

    Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass Sportler, insbesondere die, die enorm in der Öffentlichkeit stehen, diese auch bedienen und/oder ihre Meinung kundtun. Aber wie Lahm dies tut (und das nicht zum ersten Mal), zeigt ein Spiegelbild unserer charakterlosen, nämlich intrigant und auch auf persönliche Bereicherung ausgerichteten gesellschaftlichen Werte auf.

     

    Erbärmlich - wie dieser Artikel!

  • J
    jona

    oh je, oh je...m.e. aus drei gründen ein ganz schwacher artikel.

     

    1. ich habe keine ahnung, ob herr rüttenauer mal einen mannschaftssport betrieben hat. falls ja, müsste er eigentlich wissen, dass es dinge gibt, die aus dem mannschaftskreis nicht herausgetragen werden sollten. bei kreisligisten sind es die ereignisse von mannschaftstouren, bei profis dann eben andere dinge wie trainerfähigkeiten etc. in beiden fällen geht es um den geschützten kreis, den eine mannschaft nunmal darstellen sollte. wird das in diesem kreis vorausgesetzte vertrauen verletzt, leidet die mannschaft.

     

    2. für "den etwas anderen profi" gibt es einige beispiele (z.b. amanatidis in frankfurt), lahm gehört jedoch sicher nicht dazu. wenn er wirklich so meinungsstark und "anders" wäre, müsste er doch die missstände ansprechen, wenn sie aktuell sind. das mag bei seinem sz-interview der fall gewesen sein, die im buch geäußerte kritik bezieht sich aber auf vorgänge, die einige zeit zurückliegen und sind daher als feiges nachsetzen anzusehen. zumindest in den zeiten von van gaal und klinsmann bei bayern war lahms position stark genug, um gehört zu werden. was hat er getan? stillgehalten und den schwiegersohn gegeben. die gelegenheit zur konstruktiven kritik (ohne das vertrauen der mannschaft zu verletzen, siehe 1.) hat er damals vertreichen lassen.

     

    3. am ende wird vom autor auch noch verharmlost, dass lahm seinen mist an die bild weitergibt. wenn er wirklich "der etwas andere profi" wäre, hätte er das nicht nötig. durch seine werbung, die home-story über seine hochzeit und jetzt die vorabveröffentlichung sucht er eine besondere nähe zu dem blatt, die schon anderen nicht gut getan hat (loddar u.a.). trotz aller abneigung gegen lahm wünsche ich ihm, dass er nicht genauso endet.

  • D
    D.R.

    Diese Lobhudelei auf Lahm kann ich nicht verstehen. Bild ist Bild - okay! Für mich hat da eher ein geltungssüchtiger Hackenbeisser einen pseudointelektuellen Rundschlag veröffentlichen lassen damit man ihn wahrnimmt. Ein weiteres Druckwerk von schreibenlassenden Fußballspielern das die Welt nicht braucht!

  • K
    Kai

    Der "feine Unterschied" zwischen einem mündigen Profi und den Veröffentlichungen von Philipp Lahm liegt in darin, dass man Kritik und Problemlösung mit den Menschen betreibt, die es betrifft.

     

    In der Zeitung, Buch, Presse etc. solche Themen breitzutreten hat ungefähr soviel Stil, wie die Beziehungsprobleme der ehemaligen Beziehungen in einem Blog zu thematisieren. Oder als Beispiel auf Augenhöhe mit Philipp Lahm als etablierter Profimusiker die Exbeziehungen in entsprechenden Liedern namentlich erwähnen.

     

    Fußball ist ein Mannschaftssport und daher sollte Lahm sich bewusst sein, welchen Schaden er mit solchen Veröffentlichungen anrichten kann. Wenn ich mich in seine Mitspieler in München oder gar in der Nationalmannschaft hineinversetze würde es mir extrem schwer fallen die Kommunikation nach diesen Veröffentlichungen nicht leiden zu lassen. Und als Trainer muss man sich ja am besten in Zukunft immer mit Philipp Lahm absprechen wie man das Training zu gestalten hat wenn man nicht in ein paar Jahren als der letzte Versager dastehen will? Nein Danke!

     

    In meinen Augen ist Philipp Lahm, zumindest als Kapitän der Nationalmannschaft, nicht mehr tragbar.

     

    Ich persönlich wünsche mir Profis mit Ecken und Kanten, diese kann man aber auch anders ausleben als grundlegende Kommunikations- und Vertrauensstrukturen zu zerstören!

  • P
    PeterPan

    Super!!! Vielen herzlichen Dank, Sie sprechen einem fußballinteresssierten Mitmenschen, der sein Gehirn nicht an der Gaderobe abgegeben hat aus der Seele. Teile des hiesigen Fußballestablishments sind dermaßen, chauvinistisch, primitiv und kriecherisch, dass einem schlecht werden könnte. Da ist es nachgerade erfrischend, dass sich eine neue Generation von Führungsspielern entwickelt, die bewußt Wert auf flache Hierachiebenen, aktive Einbindung des Kollektivs und eine fundierte eigene Meinung legt. Und das Beste kommt noch, diese neue Generation verfügt sogar über den Intellekt, Ihre Hermeneutik einer breiten Öffentlichkeit gegenüber differenziert zu artikulieren. Also, das geht nun wirklich nicht, unter die "kickenden Neandertaler" haben sich denkende Menschen gemischt. "Steinigt Sie !!!" *lol*

  • MS
    Marvins Schwester

    Sorry taz, Charakter wäre gewesen, an Ort und Stelle mit den Betreffenden zu reden und so Dinge rechtzeitig zu ändern. Verbales Nachtreten ist charakterlos!

  • TB
    Thomas Braun

    Die Herren Hoeneß, Löw und Konsorten sollten den Ball flach halten. Wäre es ein normales Arbeitsverhältnis, hätte Lahm die rote Karte verdient. Aber als bundesdeutsche Unterhaltungsclowns dürfen die Profis auch mal Tacheles reden, und dann wieder Tore schießen.

  • P
    Pedro

    Dem Autor ist das Verhältnis zwischen Bild-"Zeitung" und Lahm aber schon bewusst, oder? Ich habe nicht den Eindruck. Lahm ist das was früher Matthäus für die BLÖD war, freier Mitarbeiter...

    Ein Trainer hat es ganz passend gesagt: "Ich wäre in seiner Gegenwart vorsichtig was ich sage, denn vielleicht stehts dann morgen schon in der Zeitung."

    Zu der Käpitansbindegeschichte: Die Entscheidung darüber fällt nicht er, was will oder wollte er denn machen, wenn Löw ihm die Binde wieder abgenommen hätte?...was soll da heißen: "Ich geb sie freiwillig nicht mehr her". Ich hab den Eindruck er will mit aller Macht Profil gewinnen und sagt dann auch nur was, um halt was zu sagen. Respekt, vor allem den deiner Mitspieler und deines aktuellen Trainers erwirbt man sich so nicht.

  • BL
    Bürger Lars - mag auch Fußball

    Ich kann gar nicht verstehen, warum Sie in Ihrem Kommentar diesen PHilipp Lahm so gut wegkommen lassen. Es handelt sich einfach um einen 27 jährigen Fußballspieler.

    Passt zu einem 27 jährigen Fußballspieler ein Buch? Zu einem Fußballspieler, der dazu noch mitten im Spielerleben steht. Was macht er denn dann bis er mal 70 ist? Alle zwei Jahre ein Buch?

    Ein Buch stellt immer eine Reflexion dar. Außer es ist ein Sachbuch.

    Und nichts gegen 27 jährige. Aber etwas gegen 27 jährige superverdorbene Jungmillionäre. Und wer sein Buch in der BLÖD Zeitung vorab erscheinen läßt, hat seine Unschuld sowieso schon verloren.

    Nein. Ein 27 jähriger hat einfach nichts mitzuteilen.

    Und was den Herrn Magath angeht, da hat der Herr Lahm, oder dessen Ghostwriter schliht vergessen, dass Felix Magath es war, der Philipp Lahm seinerzeit beim VfB Stuttgart zum "Star" gemacht hat.

     

    Tja. Zu kurz geprungen.

  • HK
    Horst Kaputnik

    Liebe taz,

     

    Lahms Kritik an den Mangel einer bayrischen Spielidee mit seinem jetzigen Genöhle zu vergleichen und sich dann über die gegenteilige Reaktion in der Öffentlichkeit zu wundern, ist ziemlich weit hergeholt.

    Damals wurde Lahms Kritik zurecht respektiert, da sie den Erfolg und die Verbesserung seines Vereins im Auge hatte. Lahm hatte einen Ist-Zustand kritisiert, damit sich dieser bessert. Das war gut und Hoeneß’ Reaktion wurde zurecht kritisiert, da kontraproduktiv. Hat er ja auch eingesehen.

     

    Nun haben wir eine komplett andere Situation. Lahm wäscht schmutzige Wäsche und kritisiert längst Vergangenes und ehemalige Vorgesetzte, vor denen er damals, als er etwas hätte sagen können, gekuscht hat.

     

    Das IST schlechter Stil und wirft ein mehr als schlechtes Licht auf den latenten Schülersprecher Klein-Philipp.

     

    Ich persönlich will ihn als Kapitän der Nationalmannschaft nie wieder sehn.

    Was er bei Bayern macht, ist mir scheissegal.

  • WS
    Wolfgang Schmidt

    Philipp Lahm ist kein bisschen anders als die ganzen anderen Kasperköpfe des Fussballs, die sich aus Popularitäts- und damit letztlich aus Profitgründen so bekannt wie möglich auf allen Ebenen machen wollen.

    Mit der Wahl seines Verlages möchte er vielleicht den Anschein erwecken, dass er nicht ganz so dumm ist, wie seine Vorgängerkollegen - aber mit "Mündigkeit" und "Intelligenz" haben seine "offenen Worte" wohl kaum etwas zu tun. Mündig und Mutig wäre gewesen sich in den Momenten, in dem ihm die Dinge aufgestoßen sind unter vier Augen mit den betreffenden Personen zusammenzusetzen und zu reden, statt Menschen Jahre später in aller Öffentlichkeit zu diffamieren.

    Sorry, aber was bildet sich ein rotznäsiger 27-Jähriger ein, gestandenen Trainern öffentlich vorhalten zu dürfen, dass sie keine Mannschaft führen könnten. Woher weiß der Kleine denn, wie das geht? Hat er auch schon einen Trainerschein oder studiert oder eine Mannschaft trainiert oder whatever?

    Was muss der aktuelle Trainer von ihm, Jupp Heynkes nun über ihn denken, was sein "Kapität" wohl mal über ihn sagen oder schreiben lassen wird?

    Oder seine Mitspieler - was dürfen die so vom "Maulwurf" erwarten? Die Profitaussichten sind doch bestimmt auch und gerade für die Fortsetzung rosig...

    Philipp Lahm, bei dem schon immer ein bisschen Unsympathie, weil auf eigene Art arrogant, mitschwang, ist kein bisschen anderes.

    Er reiht sich ein in die Ahnenreihe dummer Bemerkungen und Bücher von Fussballern a la Matthäus, Schuhmacher und wie sie alle heißen.

    Jupp Heynkes und Joachim Löw gelten als äußerst intelligente Trainer und die Konsequenz für soviel Dummheit kann eigentlich nur der Entzug des Kapitänsamtes sein! Solche Kapitäte, solche Führungspersönlichkeiten braucht niemand! Dann würde der Kleine wohl wirklich mal dazu gelernt haben, was es heißt Verantwortung zu tragen und Respekt zu haben.

    Alles andere wäre nach dem peinlichen Lahm auch peinlich für den deutschen Fussball.

  • HS
    Hajo Schoss

    Ich kann dem Kommentar von Andreas Rüttenauer vorbehaltlos zustimmen. Es kann doch nicht sein, dass die Profifußballszene wie ein Geheimbund agiert und manche Sportjournalisten, wie in der Sendung " Bundesliga aktuell " beim Sportsender Sport1 so tun, als wären die zitierten Auszüge aus dem Buch etwas, was den Insidern nicht schon lange bekannt gewesen wäre. Die angesprochenen Trainer haben doch die Möglichkeit ein Dementi zu veröffentlichen anstatt immer den unpassenden Begriff " Tabubruch " zu gebrauchen. Endlich hat mal ein Profi der oft bemühten Phrase, dem Ruf nach dem mündigen Fußballer, den sich ja so viele wünschen, Taten folgen zu lassen. Mein Fazit: Wir sollten Philipp Lahm, der seit vielen Jahren nahezu kostante Leistungen bringt, Respekt entgegenbringen.

  • V
    Völler

    Solche schlechten Artikel lese ich sonst nur auf Yahoo. Es ist doch nicht charaktervoll, wenn jemand seine Trainer und Mitspieler verrät. Kritik ist eine Sache, die man unter vier Augen klärt, ein Mann macht das zumindest so.

     

    Fußballer machen doch ständig ihr dämliches Maul auf. Sie geben schwachsinnige Interviews, die kaum zu ertragen sind, denn sie strotzen nur so voller Floskeln. Das reicht schon. Außerdem haben Lothar Matthäus, Oliver Kahn, Boris Becker, Jan Ullrich usw. auch Bücher geschrieben. Also ist er sicherlich nicht endlich der erste. Man muss das Buch vom Lahm mit Büchern von Dieter Bohlen usw vergleichen. C-Prominenz macht sich wichtig um auch noch etwas Geld abzukassieren.

     

    Und wieso Spagat? Er schreibt ja nicht über Gothe in der Bild. Er lästert nur. Wer in der Bild veröffentlich ist ein Asi. Der letzte Absatz widersricht dem ganzen Artikel.

     

    Also erst achdenken und dann schreiben. Wahrscheinlich möchte der Autor auf Meinungsfreiheit hinaus. Aber die haben wir auch!