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LeserInnen zur Kulturzerstörung in AfghanistanVor der eigenen Tür kehren

betr.: „Das Buddha-Massaker“, „Bilder auf die Probe stellen“ u. a., taz vom 3. / 4. 3. 01

Abgesehen davon, dass die Zerstörung alten Kulturgutes barbarisch ist, berechtigt es noch lange nicht, das Vokabular zu verwenden (Massaker, d. Red.), das Vernichtung von Menschenleben meint. Damit werden alle regierungsverordneten Polizei- und Militärmassaker – wie zuletzt am 19. Dezember an türkischen/kurdischen Gefangenen in der Türkei – verharmlost und inflationiert. Handelt es sich in Afghanistan doch immerhin um Stein und Beton, die nicht zu massakrieren sind. ILSE SCHWIPPER, Berlin

Moses war bei weitem nicht der erste Bilderstürmer. Vielmehr war die Bilderstürmerei auch in den Jahrtausenden zuvor im alten Orient weit verbreitet. Immer wieder fielen die Statuen der Herrscher der altorientalischen Königreiche und Stadtstaaten, die eigentlich den Ruhm der Herrscher mehren sollten, dem Hass der Feinde zum Opfer. Den Statuen wurde entweder der Kopf abgeschlagen, oder das Gesicht wurde entstellt. Eine etwas „harmlosere“ Art der Umwidmung, indem den Statuen neue Inschriften verpasst wurden, die somit fortan dem Feinde zur Ehre gereichten.

HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Das, was in Afghanistan vorgeht bzw. auf der ganzen Erde, bestätigt meine Schlussfolgerung, dass die Menschheit unheilbare Krankheiten hat, und zwar folgende: Religion, Nationalismus und Gier. Diese Krankheiten werden uns alle vernichten.

HASAN DOGAN, München

Die mutwillige Zerstörung kultureller Güter von derartigem historischen Rang ist erschreckend und durch nichts zu rechtfertigen. Allerdings wird neben der berechtigten Kritik vieler Länder hieran übersehen, dass auch in Europa bzw. in Deutschland viele historisch einmalige Güter keineswegs vor der Zerstörung sicher sind.

Darin eingeschlossen ist auch die Vernichtung einmaliger Naturdenkmäler wie beispielsweise dem letzten Süßwasserwatt Europas, dem Mühlenberger Loch in Hamburg, welches unter Mithilfe der Grün-Alternativen-Liste Montagehallen weichen muss. Wie die Buddha-Statuen Unesco-Schutz genießen, genoss dieses Biospärenreservat bisher ebenfalls den höchsten europäischen Schutzstatus. Hat sich einer unserer Regierungsvertreter, insbesondere der Umweltminister, für dessen Erhalt eingesetzt? Hat der Wirtschaftsminister die Arbeitsplatzversprechen von Airbus kritisch hinterfragt? Hat sich die Justizministerin mit dem zweifelhaften Urteil des Hamburger Verwaltungsgerichts befasst? Nein. [...] Bevor man mit dem Finger auf andere zeigt, sollte man vielleicht versuchen, derartige Eingriffe im eigenen Verantwortungsbereich zu unterbinden.

PHILIPP HEIN, Villingen-Schwenningen

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