: Vor allem Türkisch
SPRACHE Über die Rolle der Mehrsprachigkeit an Bremer Schulen gibt der Bremer Senat auf Anfrage der Grünen Auskunft. Die finden das Angebot „nicht ausreichend“: zu vereinzelt, zu unsystematisch
■ Das größte Angebot gibt es für Türkisch als zweite Fremdsprache.
■ Polnisch wird an fünf Schulen in der Sekundarstufe (Sek) I, in der Sek II nur noch an einer angeboten.
■ Russisch gibt es an sechs Schulen für die Sek I, an zwei für die Sek II als zweite Fremdsprache.
■ Für Nicht-Muttersprachler wird einzig Russisch angeboten.
■ Zurück geht die Nachfrage nach Russisch und Polnisch durch sinkende Zuwanderung aus Polen und der Ex-Sowjetunion, so der Senat. (taz)
Heute stellt Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) gemeinsam mit der Bremer Bildungsprofessorin Yasemin Karakasoglu einen „Masterplan Bildung und Migration“ vor. Der soll Basis sein für ein Konzept zur „Bremer Schulentwicklung unter den Bedingungen sprachlich-kultureller Heterogenität“. Wie es derzeit um die Förderung von Mehrsprachigkeit in Bremen steht, teilte der Senat jetzt schon auf Anfrage der Grünen mit.
Und der beruft sich auf ein „breites Angebot“: Türkisch etwa – die Sprache mit der größten Nachfrage – werde mittlerweile an sieben Schulen in der Sekundarstufe I als zweite Fremdsprache angeboten, in der Sekundarstufe II an drei Schulen. Im vergangenen Schuljahr waren es noch je zwei Schulen. Unterrichtet wird teils von LehrerInnen, die bei der Bildungsbehörde angestellt sind, teils von Konsulatslehrkräften. Eine Zertifizierung der Türkischkenntnisse nach EU-Norm werde derzeit vorbereitet. Bislang werden nur Leistungen der zweiten Fremdsprache im Zeugnis benotet, alle anderen Kurse vermerkt.
„Nicht ausreichend“ findet das Grünen-Migrationspolitikerin Zarah Mohammadzadeh. Zwar sei es „positiv, dass der Senat Mehrsprachigkeit für wichtig hält“, sagt sie, „weiter geht er aber nicht“. Sie verweist auf die Bedeutung der Kenntnisse der Muttersprache: Sprachwissenschaftlichen Studien zufolge erleichtern die auch den Zugang zur deutschen Sprache. Aber das, sagt sie, „ist noch nicht überall richtig angekommen“. Offenbar auch nicht bei der Koalitionspartnerin: An der Anfrage beteiligen wollte sich die SPD nicht. Mohammadzadeh fehlt eine „systematische Förderung“, die Anerkennung und Bewertung der Schülerleistungen sowie ein flächendeckendes Unterrichtsangebot – also nicht nur dort, wo Elterngruppen dies fordern. Zudem laufe zu viel auf freiwilliger Basis. „Wenn das Bildungsressort die Förderung für wichtig hält“, sagt sie, „muss sie ein gleichberechtigtes Angebot schaffen.“
Für die türkische Sprache zumindest fordern das auch türkische Verbände in Bremen mit einer Petition. 5.000 Unterschriften haben sie gesammelt. Im Frühjahr gab es eine Anhörung. Ohne Entscheidung, das Verfahren läuft noch. Auch Bildungswissenschaftlerin Karakasoglu – die heute mit Bildungssenatorin Jürgens-Pieper den „Masterplan Bildung und Migration“ präsentiert – spricht sich dafür aus.
Bei der Bildungsbehörde allerdings gibt man sich verhalten. Ausbauen wolle man das Angebot nicht: Etwa 30 Prozent der GrundschülerInnen mit türkischem Pass besuchten bereits muttersprachlichen Unterricht, sagt Sprecherin Karla Götz. Und: „Wir könnten sofort mehr beschulen, aber die Plätze werden nicht angewählt.“ THA