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Vor allem Fußgänger leben gefährlichZahl der Verkehrstoten gestiegen

Die Zahl der Verkehrstoten ist 2011 deutlich gestiegen. Mehr als die Hälfte der Opfer sind Fußgänger. Senat will Plakate für mehr Rücksicht kleben.

Ja, auch der Winter spielt bei der Zahl der Unfälle eine Rolle - aber anders als man denkt. Bild: dapd, Michael Gottschalk

Ein lebensgefährlich verletzter Fußgänger und ein flüchtiger Autofahrer: In Sachen Verkehr hat das neue Jahr in Berlin ganz nach dem Muster von 2011 begonnen. An Neujahr wollte ein 50-Jähriger in Kreuzberg die Skalitzer Straße überqueren, wurde dabei von einem Auto erfasst und deshalb mit lebensgefährlichen Kopfverletzungen ins Krankenhaus gebracht; der Fahrer floh unerkannt.

Fußgänger leben gefährlich in Berlin, das zeigt die Statistik der Verkehrstoten für 2011: 54 Opfer zählte die Polizei, 29 davon waren zu Fuß unterwegs. Neben jeweils elf Motorrad- und Radfahrern starben drei Auto-Insassen auf Berlins Straßen. Die Zahl könnte sich weiter erhöhen, denn zwei Ende des Jahres Verunglückte ringen noch um ihr Leben.

2010 war die Zahl der Verkehrstoten in Berlin auf 44 gesunken - und damit so niedrig wie nie ausgefallen. Worauf der neuerliche Anstieg zurückzuführen ist, dazu will die Berliner Polizei nichts sagen, bevor die endgültigen Zahlen vorliegen. Ein Sprecher des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR), zu dem sich Ministerien und Interessensverbände zusammengeschlossen haben, vermutet hinter dem im Bundestrend liegenden Berliner Anstieg klimatische Gründe: 2010 habe es insgesamt mehr Schnee und Frost gegeben, weshalb weniger Menschen zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs gewesen seien. Das sei eine mögliche Erklärung für die 2010 bemerkenswert niedrige Zahl von Todesopfern, während der Anstieg 2011 unter anderem auf den wirtschaftlichen Aufschwung zurückgeführt werden könnte: "Wenn es mehr zu tun gibt, müssen die Menschen auch mehr Wege machen", spekuliert der DRV-Sprecher. Die genauen Ursachen der vorliegenden Zahlen herauszufinden, sei aber "sehr schwer".

Kein Wunder, sagt der Geschäftsführer des Fachverbands Fußverkehr Bernd Herzog-Schlagk: "Es mangelt an einer vernünftigen Registrierung der Unfallursachen, wenn Fußgänger betroffen sind." Als Beispiel nennt Herzog-Schlagk die Grünpfeile, die es Rechtsabbiegern erlauben, eine Ampelschaltung zu ignorieren: "Übersieht ein Fahrer beim Abbiegen einen Fußgänger, steht im Protokoll der Polizei trotzdem nichts vom Grünpfeil als entscheidendem Faktor." Dabei bringt dieses Zeichen zum Ausdruck, was verkehrspolitische Prämisse sei: "Die Flüssigkeit des Autoverkehrs hat oft Vorrang", sagt Herzog-Schlagk. Und Maßnahmen, die Verbesserungen für Fußgänger bringen würden, würde diesen Fluss stören. Er fordert, die Bußgelder für Parken auf Fuß- und Radwegen zu erhöhen und Tempo 30 innerorts statt zur Ausnahme zur Regel zu machen. Im letzten Wahlkampf indes hatten die Berliner Grünen mantraartig wiederholt, dass sie sich diese Forderung nicht zueigen machen wollen. "Da haben Politiker Angst um Wählerstimmen", sagt Herzog-Schlagk. "Obwohl solche Maßnahmen der größten Gruppe an Verkehrsteilnehmern zu Gute kommen: den Fußgängern."

Der für Verkehrspolitik zuständige Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, Michael Müller (SPD), hält es zu Beginn des Jahres lieber mit den Motorisierten: "Gute Autofahrer" seien die Berliner, sagte Müller der Berliner Zeitung. Und dass ihn am meisten die rücksichtslosen Radfahrer ärgerten. Diese sollen nun Hauptadressat einer für 2012 vorgesehenen Kommunikationskampagne für mehr Rücksicht im Straßenverkehr sein. Das Geld für Plakate und anderes Werbematerial kommt vom Bund.

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8 Kommentare

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  • AS
    autofreie Schnecke

    Autofahren ist versuchter Mord und sollte dementsprechend bestraft werden. Lebenslänglich !

     

    Ich fahre nur Fahrrad und empfinde gegenüber benzingetriebenen Mördern die Fußgänger und Fahrradfahren umbringen nichts als Verachtung.

  • I
    imation

    Zitat:

    "Als Beispiel nennt Herzog-Schlagk die Grünpfeile, die es Rechtsabbiegern erlauben, eine Ampelschaltung zu ignorieren:"

     

    Das stimmt so nicht.

    Grünpfeile haben bei Ampel Rot die gleiche Bedeutung wie ein Stop-Schild.

    Das Auto muss also vor dem Abbiegen erst anhalten. Macht man dies nicht begeht man einen Rotlicht-Verstoß.

    Ansonsten währe es ja nicht schlecht mal raus zu bekommen ob es überhaupt einen Zusammenhang zwischen Grünpfeil und Unfällen gibt.

  • CM
    christoph melzer

    Bravo, Herr Senator Müller (SPD),

    mehr als die Hälfte aller Verkehrstoten in Berlin wurden von AutofahrerInnen umgesäbelt und sie haben nichts besseres zu tun, als die VerursacherInnen pauschal zu loben.

    Wenn in Berlin schon keine an Fussgänger-Überwegen und in Kreuzungsbereichen behindernd parkende Fahrzeuge abgeschleppt werden und konsequente Geschwindigkeitskontrollen in Tempo 30 Zonen Mangelware sind, so ist zu hoffen, dass ihre Plakatkampagne für mehr Rücksicht so gross gestaltet ist, dass auch vorbei rasende AutofahrerInnen diese wahrnehmen können!?

    Oder wie wäre es mit der Helmpflicht für FussgängerInnen?! ;-)

     

    christophsberlin

  • A
    Autofreier

    Wie?

    Da werden Fußgänger zuhauf mit Stoßstangen totgeschlagen und der Herr Senator sagt "Gute Autofahrer" und möchte eine "Kommunikationskampagne" machen?

     

    Als ein paar Autos brannten schwärmten hunderte Polzisten aus. Hätte nicht eine "Kommunikationskampagne" gereicht?

  • M
    Mocaer

    ABSEITS!

     

    Damit wird noch klarer, was von diesem Seant und dem bravbiederen Gefolgsmann von Wonkel zu halten ist: Nischdt - Niente - Nada!

     

    Soviel vertanes Geld für ein Nullsummenspeil!

     

    Berlin bleibt Schlusslicht bei den erneuerbaren, kluge vorausschauende Verkehrspolitik mit guten Radwegen neben Gewehgen sind auch von iohm nicht zu erwarten obwohl das seit 20 Jahren überfällig ist. Dafür noch mehr: Feinstaub und Bäumefällen!

     

    Mensch wat sin wa dolle!

  • K
    Kira

    Was für ein Kommentar von Stephan Mirwaldt! Ich fahre nur Fahrrad und empfinde Autofahrern gegenüber nichts als Verachtung - leider sind sie diejenigen, die mich im Zweifelsfall umnieten! Oder anders gefragt: wie viele Menschen sind durch Überfahren durch Radfahrer schon ums Leben gekommen?!

    Und an Stephan Mirwaldt: Ich hoffe, Sie werden dann als Fußgänger mal von einem Ihrer geliebten Autos angefahren - falls Sie jemals zu Fuß gehen, anscheinend können Sie ja weder laufen noch radeln.

  • SM
    Stephan Mirwalt

    Zu Recht werden die Fahrradfahrer gerügt.

     

    Ich fahre auch nur mit dem Auto und empfinde Fahrradfahrern gegenüber nichts als Verachtung.

  • L
    llocke

    Wieder einmal werden die Fahrradfahrer gerügt und die Fakten verschwiegen. Bei den schwer verletzten Radfahrern waren es die Autofahrer, die in Berlin diese Unfälle in 2010 zu über 40% verursacht haben. Das ist selbst in der Polizeistatistik verheimlicht worden. Ich musste diese Information erst bei der Polizei anfordern. Bei den toten Radfahrern waren es die PKW- und LKW-Fahrer sogar zu zwei Dritteln, die diese folgenschweren Unfälle verursacht haben. Wussten Sie, dass es in Berlin nur 17 Geräte als Ampelkontrollen gibt? Davon sind ein Drittel defekt ...

     

    llocke 2.1.12