Vor- und Nachteile von Googles Chrome: Der muss nicht böse sein
Googles Web-Browser Chrome hat sich in vier Jahren zum Marktführer entwickelt. Das liegt auch daran, dass die Software wirklich gut ist – wenn man sie richtig einstellt.
Ein Browser von Google? Als der Internet-Konzern im Jahr 2008 seine Idee vorstellte, einen eigenen Konkurrenten im von Firefox, Internet Explorer und Safari dominierten Markt zu platzieren, nur um der Welt zu zeigen, wie ein zeitgemäßer Browser aussehen könnte, wurde die Firma zunächst belächelt. Und auch ein bisschen gefürchtet: Datenschützer äußerten sich schnell, es sei ziemlich schlecht für die Nutzer, nun auch noch ihr Surfverhalten quasi direkt an den Konzern zu verraten. Sogar das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik warnte anfangs vor Chrome – der Browser sei noch ungetestet.
Fast vier Jahre später sieht die Situation nun ganz anders aus. Laut Statcounter-Statistik aus diesem Frühjahr hat der Google-Browser mittlerweile einen weltweiten Marktanteil von 32,8 Prozent. Das ist sogar mehr als Microsofts ehemaliger Branchenprimus Internet Explorer. Firefox, als offenes Werkzeug einst angetreten, um den Markt von Microsoft zu erobern, ist auf Rang 3 zurückgefallen. Die Statistik zeigt: Google ist der neue Big Player im Browser-Markt.
Das kann man darauf zurückführen, dass Chrome von dem Netzkonzern anfangs intensiv beworben wurde – sogar TV-Reklame schaltete Google erstmals. Doch Chrome ist auch ein guter Browser: Das begann bei der Schnelligkeit, die der Browser schon früh vorlegte – insbesondere im Hinblick auf komplexe Web-Anwendungen. Seiten laden flott, weil ein sogenanntes Prefetching verwendet wird; vor dem Klicken eines Links weiß Chrome schon, was geladen werden muss beziehungsweise hat das im Hintergrund längst getan.
Als Schutz vor Schadsoftware verbietet Chrome neuerdings Erweiterungen des Browsers, die von externen Seiten eingebunden werden. Außerdem würden Google-Programmierer bereits existierende „Extensions“ auf Schadcodes untersuchen. Entwicklern empfiehlt Google ihre „Extensions“ über den „Chrome Web Store“ anzubieten. (lrs)
Mittlerweile sind diverse weitere Funktionen hinzugekommen, die das Surfen angenehmer machen. Da wäre zum Beispiel das direkt in Chrome eingebaute Flash-Plug-in – niemand muss sich mehr mit der Installation dieses externen Programms beschäftigen, damit Videos oder Spiele laufen wie es kürzlich bei etlichen Firefox-Nutzern der Fall war.
Gleichzeitig schottet Chrome das Plug-in gegenüber dem Rechner ab, was die Ausnutzung von Sicherheitslücken erschwert. Da Flash zusammen mit Chrome stets auf dem neuesten Stand gehalten wird, muss man nur noch den Browser aktualisieren, dem Google regelmäßig und vor allem schnell Sicherheitsaktualisierungen spendiert.
Platz 1 für iPad und iPhone
Auch auf mobilen Plattformen ist Chrome inzwischen angekommen, beispielsweise auf iPhone und iPad. Dort nutzt Google zwar die Apple-Browser-Technik intern, aber schon die Optik und Funktionsvielfalt, die dem Original entsprechen, haben dazu geführt, dass der Browser nahezu sofort auf Platz 1 der App Store-Charts landete – auch in Deutschland. Auf Googles hauseigenem Mobilbetriebssystem Android ist Chrome mittlerweile auch zum Hauptbrowser geworden.
Und was ist mit dem Datenschutz? Tatsächlich muss man hier bei Chrome etwas aufpassen. So sollte man sofort nach dem Download bestimmte Funktionen abdrehen, die Google noch mehr Daten bescheren. Dazu gehört ein Dienst, der Navigationsfehler abfangen soll, aber auf Google-Seiten umleitet, eine Funktion, der Tippfehler abfängt und ein Feature, das Suchanfragen oder URLs ergänzen kann.
Selbstverständlich sollte man Google auch nicht erlauben, automatisch Absturz- und Nutzungsberichte zu verschicken. Auch die „Instant“-Einstellung sollte man besser abdrehen, weil auch hier Daten an Google gelangen. Der Internet-Konzern verhindert diese Maßnahmen nicht – auch die Hauptsuchmaschine lässt sich auf Wunsch gegen andere austauschen, beispielsweise das privatsphärenfreundlichere DuckDuckGo.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Machtkämpfe in Seoul
Südkoreas Präsident ruft Kriegsrecht aus
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader