Von wegen Freiluftkino: Der wolkenverhangene Himmel über Berlin

Ohne Winterjacke kein Open-Air: Besucher und Organisatoren nehmen das schlechte Wetter gelasen.

Es gibt nur schlechte Kleidung. Zuschauer beim wetterbedingt abgebrochenen Classic Open Air Anfang Juli auf dem Gendarmenmarkt. Bild: dpa

Jedes Jahr von Mitte Mai bis Mitte September hoffen die Betreiber der Freiluftkinos, -Theater und -Konzerte auf trockenes, warmes Wetter. Dann kommen die Leute, dann stimmt der Umsatz. Dieser Sommer macht es ihnen nicht einfach, nur wetterfeste Zuschauer trauen sich in die Vorstellungen. „Manche Besucher sind angezogen, als wollten sie zum Skifahren“, sagt Sylke Bluhm, Sprecherin des Hexenkessel Hoftheaters im Monbijoupark. Auch in den Freiluftkinos und bei Open-Air-Konzerten dürfen Regenschirme und Plastikcapes nicht fehlen.

Beim Hoftheater will man den Sommer dennoch noch nicht verloren geben. „Abgerechnet wird am letzten Tag“, sagt Bluhm. Sie schätzt, dass rund die Hälfte der 400 Plätze bei Regen besetzt sind. Bisher musste indes nur eine Vorstellung ausfallen, die Saison geht bis 1. September. Bis dahin macht das Theater Regenvorstellungen zu einem Event. „Wenn der Regen zu schlimm wird, wird kurz unterbrochen, und wir verteilen Regencapes und Decken. Das ist für Zuschauer und Schauspieler immer sehr amüsant“, erklärt Bluhm.

Nicole Kühner von Piffl Medien sieht den Regensommer ähnlich gelassen. „Das ist doch jeden Sommer so, dass es auch verregnete Phasen gibt“, sagt sie. Piffl Medien betreibt die Freiluftkinos Rehberge, Friedrichshain und Kreuzberg. Die Besucherzahlen seien zwar wegen des schlechten Wetters deutlich zurückgegangen, doch man habe sich an unbeständige Sommer gewöhnt. Denn: „Die Leute haben Lust, rauszugehen, und nehmen auch das Risiko in Kauf, nass zu werden“, sagt Kühner.

Kino geht auch indoor

„Bei schönem Wetter haben wir 300 Leute und mehr im Kino. Momentan sind es nur 30 bis 50“, schätzt dagegen Michael Zeidler von der Yorck-Kinogruppe, die neben zwölf regulären Kinos auch ein Freiluftkino am Potsdamer Platz betreibt. „Open Air lohnt sich momentan überhaupt nicht“, sagt Zeidler. Das Defizit ließe sich aber gut mit den traditionellen Kinos ausgleichen. Die profitieren nämlich von Regen und Kälte: Die Yorck-Kinogruppe verzeichne hier deutlich höhere Besucherzahlen als sonst um diese Jahreszeit.

Die wöchentliche Reihe „Sommerkonzerte“, die immer freitags im Botanischen Garten stattfindet, kann zumindest ins Gewächshaus ausweichen, wenn es regnet. „Wir haben bisher Glück gehabt, fast alle klassischen Konzerte konnten unter freiem Himmel stattfinden“, sagt der Veranstaltungsmanager der Sommerkonzerte, Uwe Nef. „Es ist fast schon absurd“, erzählt er. „In diesem Jahr war es fast jeden Freitag trocken. Im letzten Jahr hat es dagegen immer genau freitags geregnet.“ Zumindest kann der Botanische Garten auf hervorragende Beziehungen zum Meteorologischen Institut der Freien Universität gleich nebenan zurückgreifen. Im Zweifel telefoniert Nef an Konzertabenden mehrfach mit „seinen“ Meteorologen, die das Regenradar für ihn im Auge behalten.

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