Von Boetticher kandidiert für Medienrat: Comeback nach Facebook-Affäre
Christian von Boetticher (CDU) liebte einst eine 16-Jährige und musste zurücktreten. Nun kehrt er zurück und soll die Medien überwachen.
BERLIN taz | Erinnert sich noch jemand an Christian von Boetticher? Richtig, das ist der Ex-CDU-Chef aus Schleswig-Holstein, der eigentlich Peter Harry Carstensen als Ministerpräsident beerben sollte, dann aber wegen seiner Beziehung zu einer damals 16-Jährigen zum Rücktritt gedrängt wurde. Obwohl die Frau sogar in der Jungen Union war!
Was zeigt, dass die Union nur bedingt die Werte des Bürgerlichen Gesetzbuchs verteidigt – laut § 1303 (2) BGB kann schließlich auf Antrag die Eheschließung genehmigt werden, wenn der Antragsteller das 16. Lebensjahr vollendet hat und sein künftiger Ehegatte volljährig ist. Und Boetticher war schon süße 39.
Weil die beiden sich auf Facebook kennenlernten, droht nun doch wieder ein Amt für Boetticher – als Medienrat der für die Privatsender-Aufsicht in Schleswig-Holstein und Hamburg zuständigen Landesmedienanstalt MSH. Was wiederum zeigt, dass die CDU in Sachen Medienpolitik ein einziges Personalproblem darstellt.
Von Boetticher war sogar schon mal Chef der CDU-Medienkommission für ganz Deutschland. Aber so etwas ging trotz aller Facebook-Qualifikationen nach dem politischen Aus natürlich nicht mehr. Weshalb heutzutage ein gewisser Franz Josef Jung die CDU-Medienpolitik verteidigt. Noch nie was von gemerkt? Wir auch nicht!
Dabei gibt es einiges zu tun, auch beim Medienrat der MSH, unter deren Aufsicht sich ja gerade Sat.1 geflüchtet hat. Hier nun soll Boetticher auf Vorschlag des CDU-Wirtschaftsrats Sitz und Stimme bekommen. Formal wählen muss ihn der Kieler Landtag. Um Kompetenzen geht es dabei eher mal nicht, so der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Hans-Jörn Arp zum Hamburger Abendblatt: Boetticher habe gute Chancen „nicht wegen der Person, größeres Gewicht hat für uns, von wem sie vorgeschlagen werden“. Ach so. Dann ist ja gut.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren