: Vom Superhelden zum Waschlappen
■ betr.: „Der moderne Mann fürch tet die Liebe“ von Carolin Seitz, taz vom 26.2. 97
[...] Der moderne Mann fürchtet nicht die Liebe, er fürchtet die starke Frau, die sich (bewußt oder unbewußt) zum Kampf für die Gleichberechtigung Männerallüren angeeignet hat. Er befürchtet, daß am Ende dieses Kampfes nur noch homogene „geschlechtslose“ Menschen übrig bleiben, wobei entweder das eine Geschlecht die Verhaltensweisen des anderen assimiliert hat oder beide ihre Rolle in jeweils einer Person vereinigt haben.
Ist nicht die bestehende Unterschiedlichkeit auch etwas, was gerade den Reiz zwischen den Geschlechtern ausmacht? Ich finde es ehrlich gesagt seltsam, daß es Männer geben soll, die die Rolle der Frau als „Verletzliche, Kleine, Schutzsuchende“ als Fehler betrachten oder dies ihr als Fehler einreden wollen. Das hört sich doch eigentlich nach der alten Frauenrolle an, mal ganz unabhängig davon, ob man diese Eigenschaften jetzt als positiv oder negativ deklariert. [...] Jens Stumpe, 26,
Informatikstudent
[...] Verändern müssen wir uns. Ganz dringend und schnell! Dem Fräulein Carolin gefallen, die Welt retten und uns obendrein noch um den gemeinsamen Haushalt kümmern! Doch dazu sind wir – inflexibel und borniert – nicht mehr fähig. Denn genauso, wie wir vor den Herausforderungen der Liebe kapitulieren, sind wir auch den anderen Aufgaben im Leben nicht mehr gewachsen. Denn die Liebe ist in allen, und wer ohne die Liebe ist, der ist auch den Dingen fremd. Ich fühle: der Superheld von ehedem ist zum Waschlappen von heute verkommen – schleichend und weitgehend unbemerkt.
Sind wir denn jetzt noch in der Lage, uns zu ändern? Sind denn schon alle Chancen vertan? Ist denn die regressive Entwicklung nicht aufzuhalten, kommt immer alles nur noch schlimmer? Diese Fragen stellen wir uns, die wir verängstigt in die unklare Zukunft schauen, begreifend, daß wir Männer allein wohl schwerlich noch in der Lage sind, auch nur irgend etwas – sei es nur das zärtliche Erhaschen eines kleinen Stückchens Mond – zu bewerkstelligen. [...]
Aber nein! Um Gottes Willen: nein! Wir dürfen uns nicht aufgeben, wir sind nicht verloren! Mächtigen Beistands sind wir versichert, des Beistands des Fräulein Carolin, die uns helfen will, unsere Fehler zu verstehen und uns zu verbessern, des Beistands aller Frauen. Mit diesen Bündnispartnern wird es uns nicht schwer fallen, uns zum Besseren zu wenden und wieder zu werden, was wir einmal waren. Wir werden aufhören, die Liebe zu fürchten, wir werden sie leben. Wir werden zart sein und gut, und mit uns wird auch die Welt gut sein. (...) Stefan Höhne
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