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■ KommentarVom Muff zum Credo?

Und sie bewegt sich doch, die Welt der Wissenschaft: Etwas Studentenprotest nur und einen Zeitungsbericht brauchte es, um aus angeblich „wertfrei“ forschenden und lehrenden Biologie-Professoren bekennende Antifaschisten zu machen. Sonst stehen Professoren an der Universität nicht gerade in dem Ruf, sich um studentische oder gar öffentliche Kritik am Lehr- und Forschungsstoff zu scheren.

Virendra Chopra und Rainer Knußmann wollen künftig nur noch antirassistische Rassenkunde betreiben. Sie freuen sich schon auf angeregte Diskussionen mit aufgeweckten Studierenden, die – das muß man ihrer Jugend nachsehen – zunächst einmal alle Rassenforschung grundsätzlich in Frage stellen, bevor sie sich unter der Wucht professoraler Argumente dem Credo nicht werden verschließen können: „Die Existenz von Rassen ist nicht zu leugnen.“ Hoffentlich erhebt da auch in Zukunft jemand Einspruch.

Denn darf mensch den Nutzen einer Wissenschaft bezweifeln? Und wenn schon Rassenkunde, sollte sie nicht aus dem rassenhygienisch-biologistischen Muff herausgeholt werden? Die Geistes- und Sozialwissenschaften sind seit Jahrzehnten damit beschäftigt, die scheinbar natürlichen Kategorien „Geschlecht“ und „Rasse“ auseinanderzupflücken und auf ihre identitätsstiftende Funktion hin zu untersuchen.

Bei den Humanbiologen, scheint's, ist die Forderung nach Interdisziplinarität noch nicht angekommen. Vielleicht kämen sie dann von selbst auf die Idee, ihre Doktorväter und -mütter nach deren politischen Vorstellungen zu fragen. Oder ihr Institut einfach dichtzumachen.

Ulrike Winkelmann

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