■ beiseite: Vom Eselruf und so
Heute melden wir mal nichts. Wissen Sie, man muß auch nicht immer was melden, oder? Außerdem: Ich meine, man hat diese freundliche kleine, abseitige Spalte ja nicht umsonst irgendwann mal „beiseite“ genannt. Gerade im anbrechenden Frühling erscheint uns dieser Name von einer so befreienden Nachrichtenabseitigkeit, daß wir bei seiner Nennung erleichtert aufatmen. Ah – jetzt mal Beiseitiges schreiben, was vom Frühling, von der Sonne, Osterfrühstück auf knöterich- und narzissenumrankten Dachterrassen. Jawohl, Dachterrassen! Das gefällt nicht jedem.
In dieser Redaktion herrscht heute zum Beispiel eine latent osterfeindliche Stimmung. Man schimpft, man flucht, man spricht sich gegen Ostern aus, ja, es haben sich sogar schon Stimmen gegen den Frühling im großen und ganzen erhoben. Wir dahingegen sagen uneingeschränkt ja zum Frühling! Auch wenn hier zum Beispiel vom Kunstkollegen kürzlich eine Äußerung zu hören war, die etwa so lautete: „Bäh! Überall wieder diese Schweißflecken. Daran merkt man, daß es schon wieder Frühling wird!“ Das ist radikalste Romantiknegierung und eine unverdiente Besudelung der unschuldigsten Jahreszeit. Wir preisen hingegen die Vorzüge des Tages, das Beachvolleyballspiel in der Abendsonne, die Grillgemeinschaft auf jener Dachterrasse, den Eselruf zum Sonnenaufgang, den morgendlichen Dauerlauf im Görlitzer Park, und die Liebe preisen wir auch.
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